Oskar Maria Grafs Lederhose – ein Museumsstück

von Redaktion

Bei einer Ausstellung über den berühmten Schriftsteller in Starnberg sind auch noch nie ausgestellte Objekte zu sehen

Starnberg – Es gibt viele Fotos von Oskar Maria Graf, auf denen der Schriftsteller in Lederhose zu sehen ist. Zum Beispiel auf den Bildern, die 1958 entstanden sind – als er Deutschland das erste Mal nach dem Krieg besuchte. Das gute Stück aus Hirschleder ist nun im Museum Starnberger See zu sehen. Es ist ganz offensichtlich, dass es sich tatsächlich um Grafs Lederhose handelt. Das Hirschmedaillon auf der Brust ist identisch, sogar die Flecken sind auf dem Foto zu erkennen.

Das Museum widmet dem Schriftsteller eine Ausstellung. Er kam in Berg zur Welt und besuchte die Dorfschule in Aufkirchen. Später wurde er in München als Schriftsteller tätig. Während der Nazi-Zeit wurden seine Bücher verbrannt, 1938 floh er in die USA, wo er Werke wie „Das Leben meiner Mutter“ schrieb. 1958 kehrte er erstmals nach Deutschland zurück – und trug besagte Lederhose. Die Ausstellung wird sich natürlich nicht nur mit diesem Kleidungsstück beschäftigen. Die Lederhose ist aber Sinnbild für Grafs Schaffen und seine Haltung als heimatverbundener und kritischer Mensch, der das Völkische ablehnte und extrem freiheitsliebend war, wie Museumsleiter Benjamin Tillig sagt. „Er hat sich für die Freiheit und gegen den Faschismus positioniert und mit allen verkracht, die diese Haltung nicht teilten. Er war ein Anarchist im besten Sinne: Für ihn galt niemand mehr als der andere.“ Graf nahm die Lederhose mit ins Exil, trug sie stets in New York, auch um unverwechselbar zu sein, wie aus späteren Briefen hervorging. „Mit der Lederhose hielt er an seiner Identität als Bayer fest und gleichzeitig war sie ein trotziger Protest gegen das Bürgertum, das sich möglichst schnell vom NS-Regime abwenden wollte“, sagt Tillig.

Die Schau in Starnberg mit dem Titel „Oskar Maria Graf. Dichter und Antifaschist vom Starnberger See“ wird am 14. Januar eröffnet. Zum Teil gibt es Stücke und Briefe zu sehen, die noch nie ausgestellt waren. Bei der Recherche für die Schau wurde dem Team um Tillig klar, dass die Lederhose nicht fehlen darf. Sie starteten die Suche bei Einrichtungen und Museen – und wurden fündig. Sie befand sich im Haus von Grafs verstorbener Enkeltochter Ricarda Glas in Pöcking. SANDRA SEDLMAIER

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