Brummi-Frust an der Bavaria

von Redaktion

VON ISABEL WINKLBAUER

München – Wenn 2000 Lastwagen gemeinsam ihre Hupen tönen lassen, dann ist das: „Gänsehaut!“ So nannte es eine der 3500 Lkw-Fahrerinnen und -Fahrer, die sich gestern auf der Münchner Theresienwiese versammelt hatten. Die Trucker protestierten gegen die immer härteren Belastungen durch die Bundesregierung, die ihrer Ansicht nach die Transport-Branche in den Ruin treiben: eine um 83 Prozent erhöhte Lkw-Maut auf CO2-Emissions-Basis, die CO2-Steuer auf Diesel, dazu eine begünstigte osteuropäische Konkurrenz – aber auch mangelnder Respekt für ihre Arbeit, die „eine der tragenden Säulen der Wirtschaft und Gesellschaft ist“, wie Wolfram Hatz, Präsident der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, feststellte.

„Die Sau wächst nicht im Hochhaus, die Kartoffel nicht im Supermarkt. Das müssen alles Lkw-Fahrer fahren. 85 Prozent des Güterverkehrs finden auf der Straße statt!“ Als Bestätigung toste ihm das Lieblingsmotto der Trucker entgegen: „Die Ampel muss weg!“ Christian Huber aus dem Präsidium des Veranstalters, des Landesverbands Bayerischer Transport- und Logistikunternehmen, nannte klipp und klar die Forderungen der Lkw-Fahrer: „Eine Rücknahme der Lkw-Maut-Erhöhung. Dass die Maut für Investitionen in die Straßen genutzt wird, nicht in die Bahn. Und die Kabotage muss enden!“ Was Kabotage ist, erklärt Christian Weigert (49), wütender Transportunternehmer aus Regensburg: „Osteuropäische Transporteure dürfen in Deutschland bis zu drei Auftragsfahrten am Stück ausführen, eine unfaire Konkurrenz für uns. Deren Fahrer aus Kirgistan, Kasachstan und der Mongolei arbeiten für 1,50 Euro Stundenlohn, und ihre Tanks füllen sie mit in Polen unbesteuertem Benzin.“ Für seine 25 Lkws zahlt Weigert bisher um die 320 000 Euro Maut im Jahr, künftig seien es 600 000. Er und seine Fahrer arbeiteten 60 Stunden pro Woche, hätten kaum Park- und Rastplätze, ein schwieriges Familienleben.

Neben mehreren Vertretern aus der Wirtschaft und Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) sprach auch Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger auf der Kundgebung. „Der moderne Dieselmotor muss über 2035 hinaus erhalten bleiben“, forderte er unter Applaus.

Grünen-Bundestagsabgeordneter Dieter Janecek konnte seine Klimabotschaft dagegen nur schlecht anbringen – Buh-Rufe und 2000 Lkw-Hupen übertönten ihn fast gänzlich.

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