München – Bayern zieht Konsequenzen aus den schlechten Pisa-Resultaten: An den Grundschulen im Freistaat soll ab dem kommenden Schuljahr mehr Deutsch und mehr Mathe unterrichtet werden. Kultusministerin Anna Stolz (FW) kündigte am Freitag ein Maßnahmenpaket an, das noch über die jüngsten Ankündigungen von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hinausgeht.
Demnach soll es in jeder Jahrgangsstufe von Klasse eins bis vier eine zusätzliche Deutsch-Stunde geben, außerdem in der ersten und vierten Klasse auch eine zusätzliche Mathe-Stunde. Weil es unterm Strich aber keinen Mehrunterricht an den Grundschulen geben soll, müssen andere Unterrichtsstunden weichen. Welche, das sollen die Schulen in Abstimmung mit der Schulaufsicht flexibel entscheiden können, betont ein Ministeriumssprecher. In den kommenden Wochen soll dazu ein Orientierungsrahmen vom Ministerium erstellt werden, in dem geregelt ist, bei welchen Fächern die Schulen wie viel streichen dürfen. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) jedenfalls will an Grundschulen Englisch zur Disposition stellen. „Wir sind im festen Glauben, dass Deutsch wichtiger ist als Englisch“, sagte er vor Journalisten. In der CSU heißt es, man wolle keine Kürzungen bei Religion. Stolz legte sich in dieser Frage noch nicht fest. „Wir wollen kein Fach streichen“, betonte ein Ministeriumssprecher. Welche Fächer in dem Orientierungsrahmen aufgeführt werden, ließ er offen.
„Durch die verpflichtenden Vorgaben schaffen wir mehr Zeit für Lesen, Schreiben, Rechnen“, sagte Kultusministerin Stolz. „Innerhalb dieses festen Rahmens bekommen die Schulen aber auch zusätzliche pädagogische Freiräume. Schließlich sind die Lehrkräfte die Profis vor Ort, die ihre Schülerinnen und Schüler am besten kennen.“
Eine Verschiebung wird es auch bei den Stundentafeln geben. So ist geplant, dass in der ersten Klasse künftig eine Stunde mehr pro Woche unterrichtet wird, in der vierten Klasse eine Stunde weniger. Somit beträgt die Wochenstundenzahl in den Jahrgangsstufen eins und zwei künftig jeweils 24 Stunden, in den Stufen drei und vier jeweils 28. Damit soll es unter anderem einfacher werden, die Busverbindungen zu takten.
Lob kam vom Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband für die Ankündigung, die Schulleitungen vor Ort entscheiden zu lassen. dg/cd