Millionen für die Opfer

von Redaktion

Missbrauch: Kirchen zahlen weiter Anerkennungsleistungen

München – Bayerns katholische Bistümer haben im vergangenen Jahr weit mehr als 1,7 Millionen Euro an Anerkennungsleistungen für Missbrauchsopfer gezahlt. Jüngst sorgte das Bistum Augsburg für Aufsehen, weil es eine Zahlung vorübergehend blockiert hatte. Die Unabhängige Kommission für Anerkennungsleistungen (UKA) hatte 150 000 Euro Entschädigung festgelegt, was zunächst nicht gezahlt wurde. Vor einigen Tagen erklärte sich das Bistum von Bischof Bertram Meier dann doch bereit zu zahlen, forderte aber eine Diskussion über die Praxis bei den Zahlungen.

Die katholische Kirche in Deutschland leistet freiwillige Zahlungen für Missbrauchsbetroffene, sogenannte Anerkennungsleistungen. Die Betroffenen müssen dabei anders als in einem Gerichtsverfahren keine Beweise erbringen, ihr Fall muss lediglich plausibel sein.

2023 leistete Augsburg Anerkennungsleistungen von 615 500 Euro an 27 Betroffene. Daneben seien 246 000 Euro an 19 Menschen geflossen. Seit dem Jahr 2010 wurden nach Angaben eines Sprechers mehr als 3,7 Millionen Euro gezahlt in Fällen sexuellen Missbrauchs oder körperlicher Gewalt.

Die Erzdiözese München und Freising hat im Jahr 2023 zum Stichtag Ende November 339 000 Euro „in Anerkennung des Leids an 21 Betroffene gezahlt“. Darunter seien neun Menschen, die schon einmal eine Zahlung erhalten hatten, nun aber einen Zweitantrag gestellt hätten oder wegen eines Widerspruchs bei der UKA noch einmal Geld bekämen. Insgesamt habe die Erzdiözese bisher 980 000 Euro an Zahlungen an 83 Menschen geleistet. Zusätzlich habe das Erzbistum rund 75 000 Euro Therapiekosten für 14 Betroffene übernommen.

Das Erzbistum Bamberg meldete die Zahlung von 354 000 Euro. Insgesamt überwies das Erzbistum 936 000 Euro bei 77 Anträgen. Das Bistum Eichstätt zahlte nach eigenen Angaben 2023 rund 98 000 Euro an fünf Betroffene. Insgesamt habe das Bistum bis heute Anerkennungsleistungen in Höhe von 356 000 Euro an 20 Betroffene ausgezahlt. Für das Bistum Passau wurden 65 000 Euro ermittelt, die Kommission hat in drei Fällen aus der Diözese entschieden. Das Bistum Regensburg leistete nach Entscheidung der UKA im Vorjahr Zahlungen von 273 500 Euro an 15 Menschen. Insgesamt seien mehr als 2,9 Millionen Euro an Betroffene geflossen.

Die evangelisch-lutherische Landeskirche in Bayern hat seit 2015 rund 1,5 Millionen Euro an Unterstützung für die Opfer sexualisierter Gewalt ausgezahlt. Das gab die Landeskirche am Freitag bekannt. „Die finanziellen Leistungen sollen die noch andauernden Folgen der erlittenen sexualisierten Gewalt zumindest mildern und die Anerkennung des Unrechts zum Ausdruck bringen“, heißt es in einer Mitteilung der Landeskirche.

75 Einzelfälle seien von der seit 2015 arbeitenden Anerkennungskommission behandelt worden. Seit 2022 liegt der Rahmen der auszuzahlenden Summen zwischen 5000 und 50 000 Euro.

Die Anliegen Betroffener von sexualisierter Gewalt seien für die Kirche wichtig, sagte Landesbischof Christian Kopp. „Wir sind beschämt, dass wir ihnen nicht immer gerecht geworden sind.“  dpa

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