München/Berg – Wie kommt die Leiche einer 25-jährigen ungarischen Prostituierten nach Berg am Starnberger See? Zwei Monate nach dem Fund im Januar 2022 hatte die Polizei in Budapest den Lebensgefährten der toten Luca V. als Tatverdächtigen festgenommen. Doch der bestritt die Tat bisher. Jetzt hat der Prozess gegen ihn am Landgericht München I begonnen. Philip O., ein 27-jähriger Nigerianer, ist wegen Totschlags angeklagt. Er soll Luca in einem Münchner Hotel misshandelt und erwürgt, ihre Leiche dann nahe der St. Anna-Kapelle Berg verbrannt und vergraben haben. Das Motiv war wohl Eifersucht – auf ihr Leben als Prostituierte.
Philip O. ließ zu Beginn vermelden, dass er gerne zur Sache reden wolle. Doch wie seine Gefährtin seiner Auffassung nach zu Tode kam, war am ersten Tag nicht mehr Gegenstand der Verhandlung. Stattdessen erzählte der Angeklagte ausführlich über sein Leben und die verhängnisvolle Beziehung des Paars. Nach eigenen Angaben fand er nach einer Kindheit und Jugend, die von der Gewalttätigkeit seines Vaters und Diskriminierung wegen seiner Hautfarbe geprägt war, in Luca V. die Liebe und die Chance, eine Familie zu gründen – mit 20 Jahren Kinder zu haben, sei sein Traum gewesen. Doch dann der Schock: Luca fuhr gar nicht regelmäßig nach Dänemark, um ihrer Freundin zu helfen, sie verdiente Geld als Prostituierte. „Das gestand sie mir, als wir gemeinsam Wodka getrunken haben.“
Von da an herrschte in der Beziehung ständig Hochspannung, abgesehen von einer ruhigen Phase, in der die beiden Kinder (6 und 8) zur Welt kamen. O. hatte sich angewöhnt, täglich eine Flasche Wodka zu trinken, verlangte immer wieder, dass Luca ihr Geschäft aufgab, ging selbst aber zu Prostituierten. „Ich wusste nicht, wie ich mit der Situation klarkommen sollte“, sagt er vor Gericht.
Seine Freundin hingegen habe Angst davor gehabt, mit zwei Kindern ohne Einkommen dazustehen, falls O. sie tatsächlich verlasse – das sagte er auf Nachfrage der Vorsitzenden Richterin Elisabeth Ehrl. Während der Corona-Krise war zudem O.’s Haupteinkommen, eine Zimmervermietung, weggebrochen. Er lebte von Sozialhilfe und einem Job als Lieferbote. „Aber nicht von Lucas Geld“, wie er versichert.
Wie immer im Streit um den gemeinsamen Lebensstil – halb helfend, halb tobend – fuhr O. laut Anklage im November 2022 seine Freundin durch Deutschland, wo sie zu der Zeit arbeitete. In München soll er sie den Ermittlungen zufolge vom Hotel im Münchner Süden zu ihren Freiern und zurück gefahren haben. Bis einer ihrer Streits damit endete, dass er sie brutal mit Tritten traktierte und letztlich erwürgte. Die Leiche soll O. per Auto nach Berg geschafft, mit Benzin übergossen, angezündet und verscharrt haben.
Der Prozess dauert an. Insgesamt sind 19 Verhandlungstage angesetzt, ein Urteil soll am 24. April fallen.