Herr Harbeck telefoniert mit Herrn Habeck

von Redaktion

Metallbauer Klaus Harbeck aus Passau hat nach einer Protestaktion einen Anruf vom Vize-Kanzler Habeck erhalten

Tettenweis – Für Klaus Harbeck und seine Frau Gabriele sind es unglaubliche 15 Minuten. Am Dienstagabend klingelt ihr Telefon. Am anderen Ende des Hörers: der Vize-Kanzler. „Hier spricht Habeck“, sagt Robert Habeck (Grüne). Klaus Harbeck und seine Frau begrüßen den Bundeswirtschaftsminister – und legen mit ihrer Kritik los.

Denn das schöne Wortspiel, das sich aus den beiden Gesprächspartnern Habeck und Harbeck ergibt, ist nicht der Grund für das Telefonat – auch, wenn es den Vize-Kanzler ebenfalls amüsiert. „Wir haben Herrn Habeck am Telefon erklärt, was die, die mit dem Hammer auf das Eisen hauen, zur Zeit bewegt“, sagt Klaus Harbeck, der in Tettenweis im Kreis Passau ein Metallbauunternehmen leitet.

Am vergangenen Freitag hatten der Metallbaumeister und sein gesamter Betrieb für zehn Minuten die Arbeit niedergelegt. Aus Protest. Und als Aufruf für eine „bessere sowie vor allem planbare Wirtschafts- und Standortpolitik in Deutschland“. Die Bundes- und -Landesfachverbände des deutschen Handwerks hatten die Aktion „Zeit-Zu-Machen“ initiiert.

Die konkreten Forderungen der Harbeck Metallbau GmbH: Ausbildungsberufe aufwerten und fördern, bezahlbare Energie, Bürokratieabbau und Senkung der Lohnnebenkosten. So oder so ähnlich müssen auch die Punkte geklungen haben, die Klaus Harbeck dem Bundeswirtschaftsminister vier Tage später am Telefon aufgezählt hat. Genau weiß er das inzwischen nicht mehr. Es sei gar nicht um Details gegangen, sagt er. „Wir wollten Herrn Habeck einfach vermitteln, dass das Vertrauen der Bevölkerung in die Regierung schwindet, der Frust steigt und, dass auf den Handwerksbetrieben so viel Druck lastet, dass sie sich jetzt formieren.“

Dass die Teilnahme an der Protestaktion so große Wellen schlägt, dass sie den Vize-Kanzler tatsächlich an die Strippe bekommen, hätte sich das Ehepaar Harbeck nie träumen lassen. „Das war unfassbar“, sagt Harbeck – und gesteht: „Der Herr Habeck hat in dem Gespräch einen positiven, offenen Eindruck auf uns gemacht. Er hat uns gut zugehört, uns gedankt und auch versprochen, dass er sich mit unserer Innung und dem Zentralverband des deutschen Handwerks in Kontakt setzt.“ Die dafür nötigen Telefonnummern hat Klaus Harbeck Robert Habeck schon weitergeleitet.

Und wie geht es jetzt für den Metallbauer weiter? „Wir sind keine Politikwissenschaftler, wir können keine Ratschläge erteilen“, sagt Harbeck und will sich nach dem nationalen Medienrummel um seinen Protest und dessen Folgen jetzt erst mal um seinen Betrieb kümmern. „Wir hatten den Eindruck, dass Herrn Habeck vieles erstaunt hat, was wir ihm erzählt haben. Also hoffen wir, dass er sein Versprechen hält und sich was ändert.“  sco

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