München – Der Güterverkehr in Bayern soll mit Hilfe digitaler Technik umweltschonender werden. Ziel sei es, mehr Terminals für den kombinierten Verkehr zu errichten, sagte Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU). Er stellte in München ein Güterverkehrskonzept vor. So sollen zu den bestehenden 15 Terminals, auf denen Güter vom Lkw auf die Schiene verladen werden könnten, fünf weitere dazukommen. Der Freistaat unterstütze bei Planung und Grundstückssuche. Die größte räumliche Lücke gebe es im südlichen Schwaben und im südwestlichen Oberbayern. In Bayern gibt es derzeit auch nur 385 aktive Gleisanschlüsse, auf denen Güter direkt auf Bahnwaggons verladen werden können. Zwischen 1994 und 2020 wurden 1280 Gleisanschlüsse abgebaut. Zudem wurden im gleichen Zeitraum 734 Kilometer Schiene stillgelegt, nur 122 Kilometer kamen an anderer Stelle neu hinzu, geht aus dem Güterverkehrskonzept hervor.
Große Hoffnungen setzt Bernreiter in ein Slotsystem für den Lkw-Verkehr Richtung Brenner. Die Idee hatte Ministerpräsident Markus Söder im April 2023 bei einem Termin in Kufstein zusammen mit seinen Kollegen Arno Kompatscher (Südtirol) und Anton Mattle (Tirol) vorgestellt. Lkw-Fahrer sollen sich digital einen „Slot“, also ein Zeitfenster, buchen, damit sie freie Fahrt zum Brenner haben und lästige Blockabfertigungen an der Grenze umgehen. Im Güterverkehrskonzept taucht die Idee jetzt wieder auf. In diesem Frühjahr soll ein Detailkonzept vorgestellt werden, ab 2025 soll „eventuell“ die Umsetzung erfolgen. Ein Problem aber ist, dass Bayern, Tirol und Südtirol allein das Slotsystem gar nicht einführen können – es ist eine Aufgabe von nationalem Rang, Deutschland, Österreich und Italien müssen zustimmen. Doch da scheint es bisher keine Bewegung zu geben.
Ohnehin ist unklar, ob Tirol am Ende mitmachen würde. Das Slotsystem würde ja nicht den Lkw-Verkehr insgesamt reduzieren, sondern nur anders verteilen. Das Transitforum Tirol lehnt das Slotsystem rigoros als „brandgefährlichen Anschlag“ auf bisherige Entlastungsmaßnahmen ab – eine Anspielung auf Blockabfertigung und Nachtfahrverbot.
Auf der Tiroler Brennerautobahn wurden im vergangenen Jahr 78 500 Lkw weniger gezählt als im Jahr 2022, nämlich 2,4 Millionen Lkw. Das ist ein Minus von 3,2 Prozent, berichtet die österreichische Autobahngesellschaft Asfinag. Tirols Landeshauptmann Mattle wertet das als großen Erfolg: „Der hartnäckige Tiroler Weg wirkt. Die Anti-Transitmaßnahmen haben in den vergangenen Jahren die Zunahme des Lkw-Verkehrs eingebremst.“ Der Pkw-Verkehr stieg hingegen im Vergleich zum Vorjahr um fast eine halbe Million Fahrzeuge an, 11,68 Millionen Autos wurden an der Mautstelle Schönberg gezählt – plus 4,4 Prozent. dw/we