Bad Wiessee – Die Wettervorhersage. Die hat Nicholas Seyfert-Joiner, 34 Jahre alt, gemeinsam mit einem Meteorologen seit einigen Wochen ganz genau im Blick. „Wir sind zuversichtlich, dass wir bei schönstem Wetter starten können“, hatte der Startleiter der Montgolfiade am Tegernsee vor einigen Tagen gesagt. Und genauso war es dann auch am Sonntag. Bei blauem Himmel und Sonnenschein hoben gestern vor den Augen begeisterter Zuschauer die ersten Heißluftballons ab.
Damit war die 23. Montgolfiade am Tegernsee im Kreis Miesbach offiziell eröffnet. Rund 20 Ballon-Teams aus ganz Deutschland, aber auch aus der Schweiz, sind in diesem Jahr dabei und werden bis kommenden Sonntag für bunte Farbtupfer am Himmel sorgen. Dazu gibt es ein Begleitprogramm mit Modellballonen, Grillstation und dem abendlichen Ballonglühen ab 2. Februar ab 18 Uhr am Sonnenbichl in Bad Wiessee. Die täglichen Starts der Ballon-Teams sind ab 10 Uhr geplant.
„Es ist jedes Mal ein Erlebnis, wenn die bunten Riesen abheben“, sagt Nicholas Seyfert-Joiner, der schon als Kind mit seinen Eltern im Heißluftballon fuhr und Mitglied der deutschen Nationalmannschaft ist. Er wohnt in Königswinter bei Bonn und kommt extra für die Montgolfiade nach Oberbayern. Auch er selbst ist mit einem Ballon dabei, den er sich genauso wie die Startleitung mit Pilot Hans Peters teilt. „Einer von uns muss immer am Boden bleiben“, erklärt Seyfert-Joiner. „Aber irgendwann in dieser Woche werde ich bestimmt in der Luft sein.“
Es ist das vierte Mal, dass er das Ballonfahrer-Festival als Startleiter unterstützt. Die Tegernseer Montgolfiade selbst findet seit dem Jahr 2000 statt. „Wir haben damals die Veranstaltung ins Leben gerufen, weil wir den Einheimischen und Gästen auch im Winter noch etwas Besonderes bieten wollten“, sagt Peter Rie von der Tegernseer Tal Tourismus GmbH. „Und gerade die kalten Monate eigneten sich besonders gut für Fahrten mit dem Heißluftballon.“ Im Winter sind Ballonfahrten grundsätzlich den ganzen Tag über möglich. Im Sommer hingegen, erklärt Nicholas Seyfert- Joiner, entstehen aufgrund der stärkeren Sonneneinstrahlung oftmals thermische Winde, die die Ballonfahrer nach oben katapultieren würden. Starts sind deshalb nur ganz in der Früh möglich und nicht erst ab 10 Uhr, so wie jetzt im Winter.
Ein besonderer Höhepunkt ist für viele Besucher die Mitfahrt mit einem Ballon. Die Tickets konnten im Vorfeld gekauft werden. Das Kontingent ist allerdings, Stand jetzt, ausverkauft. Möglicherweise jedoch, und das hängt vom Wetter und der Thermik ab, sind zusätzliche Starts möglich, sodass doch noch einige Passagierfahrten verfügbar sind. Diese können dann vor Ort in der Wiesseer Tourist-Info erworben werden.
Nicholas Seyfert-Joiner freut sich über die große Nachfrage nach den Passagier-Tickets. „Ich kann das nachvollziehen“, sagt er und lacht. „Es ist ein besonderes Erlebnis, über den Dingen zu schweben. Die Freiheit und Ruhe da oben, das ist mit nichts vergleichbar.“ Auch Menschen mit Höhenangst, so erzählt der Startleiter noch, könnten Ballonfahrten genießen. „Dadurch, dass der Blick ins Weite schweifen kann und dass die Brüstungshöhe des Korbes so hoch ist, hat man nicht den Eindruck, am Abgrund zu stehen und abzustürzen“, sagt er. Das beste Beispiel sei seine Mutter. „Sie hat Höhenangst und trotzdem ihren Heißluftballon-Pilotenschein gemacht.“
Wenn das diesjährige Ballonspektakel am Sonntag zu Ende ist, geht’s für den Startleiter von vorne los: „Nach der Montgolfiade ist vor der Montgolfiade“, sagt der 34-Jährige. Dann beginnen für ihn die Vorbereitungen für das kommende Jahr. „Spätestens im Sommer beginnt die heiße Phase“, sagt er. Da geht’s dann um Startplätze, Sicherheitskonzepte und Lizenzen. Und irgendwann auch wieder um den Wetterbericht.