München – Bevor der Termin im bayerischen Landwirtschaftsministerium beginnt, schüttelt Marcel Huber (66) Hände und sagt leise: „Ich muss jetzt mal wieder was machen.“ Huber, Staatsminister a.D., war fast genau zwei Jahre von der politischen Bildfläche verschwunden. Er war zwei Mal Chef der Staatskanzlei, zwei Mal Umweltminister, einer der beliebtesten CSU-Landespolitiker – im Januar 2022 legte er alle Ämter nieder. Seine Frau war schwer erkrankt, er wollte sich um sie und die drei gemeinsamen Kinder kümmern. Im März 2023 verlor Adelgunde Huber den Kampf gegen den Krebs.
Jetzt kehrt Marcel Huber zurück, zumindest ein bisschen. Er wird ab sofort den Praktikerrat leiten, ein neues Gremium, das Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) am Dienstagvormittag in München vorstellt. Im Mittelpunkt der Arbeit soll die Weiterentwicklung der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP) ab 2028 und der Bürokratieabbau für bayerische Bauern stehen. Im rund 30-köpfigen Praktikerrat sitzen nach Angaben des Agrarministeriums Landwirte, Vertreter der Landwirtschafts-, Umwelt- und Waldbesitzerverbände, des Lebensmittelhandwerks und der Staatsregierung. Bis Juni – ab dann wird auf EU-Ebene die künftige Gemeinsame Agrarpolitik verhandelt – sind sechs Treffen geplant. Ein straffer Zeitplan. Und die Zeiten sind denkbar kompliziert. „Landauf, landab wird demonstriert“, sagt Kaniber. Bürokratie habe sich aufgebläht – „das hat zu einer großen Frustration bei der Bauernschaft geführt“, sagt die Ministerin. Es sei höchste Zeit, sich zusammenzusetzen und an Lösungen zu arbeiten.
Marcel Huber dürfte für die Aufgabe die richtige Wahl sein. Kaniber kommt regelrecht ins Schwärmen: „Er ist eine leuchtende Person in der Politik gewesen – und er ist immer noch vernetzt.“ Huber sagt, er habe sein halbes Berufsleben in Ställen und die andere Hälfte in der Politik verbracht. Er ist Tierarzt, promovierte zum Thema „Untersuchungen über Klauenparameter an Jungbullen in den bayerischen Eigenleistungsprüfungsanstalten“. Er arbeitete für den Tiergesundheitsdienst, war zuständig für Schweine. Und er hat den Kontakt zur Basis nie verloren: Auch als Minister rückte er noch für die Freiwillige Feuerwehr in seinem Heimatort Ampfing (Kreis Mühldorf) aus. Nicht mal als bayerischer Umweltminister hat er es sich damals mit der Bauernschaft verscherzt: „Das muss man erst einmal schaffen“, sagt Michaela Kaniber.
Huber weiß, dass viele Jungbauern verunsichert sind, ob sie den Betrieb der Eltern noch übernehmen können. Er plant, einen Betrieb zu definieren, wie ihn sich die Vertreter der Bauern, der Metzger, Bäcker und auch Umweltschützer vorstellen. Das Ziel: der Erhalt der bäuerlichen Struktur Bayerns. Er habe in der Pause nicht aufgehört nachzudenken, sagt Huber. Vielleicht ist sein kleines Comeback der erste Schritt zurück in die Landespolitik.