DAS PORTRÄT

Der Langzeit-Metzger

von Redaktion

Es begann 1963 mit einer Zeitungsannonce. Korbinian Kammerloher war damals ein junger Handwerker – und las, dass in Grafing im Kreis Ebersberg eine Metzgerei verpachtet wird. Die Chance ließ er sich nicht entgehen. Zwar übernahm nach fünf Jahren der Juniorchef den Betrieb – doch da hatte Kammerloher längst seine Passion gefunden. Er machte sich mit einer eigenen Metzgerei selbstständig. Sechs Jahrzehnte sind seitdem vergangen. Korbinian Kammerloher wird in wenigen Tagen 90 – und steht noch immer in seiner Metzgerei. Und das sechs Tage die Woche. Allerdings mittlerweile „nur noch“ von 8 bis 14 Uhr. „Dann bin ich geschafft“, sagt er. Sechs-Tage-Wochen sei er gewohnt, sagt er. „Für Sport hatte ich nie Zeit.“ War eigentlich auch nicht nötig – sein Beruf hat ihn bis heute fit gehalten. Seine Metzgerei hat 1996 sein Sohn übernommen. Doch Korbinian Kammerloher ist noch immer die Stütze im Betrieb.

Die Anforderungen an die Metzger haben sich in seinem langen Berufsleben verändert, berichtet er. „Früher gab es weniger Laufkundschaft, damals waren die Kunden treuer. Heute gehen sie überall hin und das ist auch okay.“ Er erinnert sich an Kunden, die jede Woche exakt das Gleiche in seiner Metzgerei gekauft haben.

Natürlich isst er selbst auch gerne Fleisch. „Mit Sicherheit mehr als der Durchschnittsbürger.“ Und gerne darf es auch mal ein bisschen fetter sein, zum Beispiel beim Rindfleisch. Da seien Substanzen drin, die gut für die Gelenke sind, sagt er. Noch etwas hat er festgestellt: „Es wird nirgendwo so viel Kesselfleisch gegessen wie in Grafing“, sagt er.

Kammerloher hat es nie bereut, sich für den Metzgerberuf entschieden zu haben. Er sei nicht der Typ, der „etwas Großes“ will, sagt er. Deswegen ist sein Betrieb überschaubar geblieben. Ihm hat es immer Freude gemacht, mit seinen Händen Geld zu verdienen, sagt er. Wenn er um 14 Uhr aus der Metzgerei kommt, hat er noch genug Kraft fürs Kartenspielen an seinem Stammtisch. Oder auch mal einen Ausflug. Schließlich ist er ja Rentner – eigentlich. MICHAEL SEEHOLZER

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