München/St. Gallen – Im ultrakonservativen Milieu der katholischen Kirche in Österreich und der Schweiz soll ein heute 39 Jahre alter Mann aus Rosenheim als Jugendlicher und junger Erwachsener von vier Priestern sexuell missbraucht worden sei. Der letzte soll der frühere Augsburger Bischof Walter Mixa sein. Die Schweizer Staatsanwaltschaft des Kantons St. Gallen hat ein Ermittlungsverfahren gegen Mixa eröffnet. Der indes lässt die Vorwürfe vehement zurückweisen. Für Mixa gilt die Unschuldsvermutung.
Wolfgang Rothe, Pfarrvikar in St. Michael München-Perlach, betreut das mutmaßliche Opfer Josef Henfling. „Ich habe alles angezeigt“, sagte er unserer Zeitung. Henfling hatte sich laut Rothe zuvor an vier Priester gewandt und um Hilfe gebeten. „Sie haben nichts unternommen.“ Schließlich stieß Henfling auf Rothe, der wie der Hilfesuchende früher im erzkatholischen Milieu beheimatet gewesen und nach eigenen Angaben selber missbraucht worden ist. „Josef Henfling ist psychisch traumatisiert und arbeitsunfähig. Der erste Übergriff dauerte zwei Jahre, da war er noch minderjährig“, so Rothe. Der gebürtige Rosenheimer sei 1997 von seiner Pflegemutter, die der Pfadfinderschaft Europas (KPE) angehörte, in das Internat Zwettl in Niederösterreich geschickt worden, dort sei er als 13-Jähriger von einem Pater zwei Jahre lang „beinahe täglich“ missbraucht worden. Später noch durch zwei weitere Patres.
2012 hat Henfling für den ultra-konservativen Sender „K-TV“ in Gossau (Schweiz) gearbeitet. Mixa habe dort Vorträge aufzeichnen lassen wollen. „Offenbar hat Bischof Mixa Gefallen an ihm gefunden und ihn gedrängt, bei ihm zu beichten“, so Rothe. Mixa habe Henfling aufgefordert, bei einer Messe zu ministrieren. In der Sakristei „zog (er) mich an sich, umklammerte meinen Kopf mit seinen beiden Händen und küsste mich auf den Mund“, schreibt Henfling in einer Eidesstattlichen Versicherung, die unserer Zeitung vorliegt. Mixas Anwältin betonte gegenüber der Schweizer Zeitung „SonntagsBlick“: „Unser Mandant kann ausschließen, den angeblich Betroffenen ,fest umklammert und auf den Mund geküsst‘ zu haben. So etwas wäre unserem Mandanten überhaupt nicht eingefallen. Einen solchen Vorfall hat es nie gegeben.“ cm