Kein neues Lokal für Christian Jürgens

von Redaktion

VON STEPHANIE EBNER

Rottach-Egern – Schlechte Nachrichten für Gourmets: Aus dem neuen Lokal von Christian Jürgens direkt am See wird nichts. Der 55-Jährige bestätigte am Telefon gegenüber unserer Zeitung zwar, dass er sich über das ehemalige „Egern 51“ in Rottach, das momentan renoviert wird, informiert habe. Er werde dort aber künftig nicht am Herd stehen, sagte er. Zu mehr wollte sich der Spitzenkoch nicht äußern. Zurzeit befinde er sich in einer „beruflichen Orientierungsphase“, wie er sagte, ohne jedoch konkret werden zu wollen. Auch ob er überhaupt wieder ein Restaurant bespielen wolle, ließ Jürgens offen.

Der Spitzenkoch ist im Tegernseer Tal verwurzelt. Hier lebt er mit seiner Frau Nina und seinem Sohn. Seit 2008 bis zum Frühjahr vergangenen Jahres hatte der Gastronom in der „Überfahrt“ gekocht und dort seit 2013 ohne Unterbrechung drei Michelin-Sterne gehalten. Jürgens war das Aushängeschild des Gourmet-Restaurants. Bis zum Zerwürfnis.

Dem „Spiegel“ zufolge soll er Mitarbeiter schikaniert haben, der Hotelbetreiber trennte sich daraufhin von Jürgens. Im November vergangenen Jahres stellte die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen ein, weil es keine hinreichenden Anhaltspunkte für verfolgbare Straftaten gegeben habe.

Die Althoff-Gruppe tut sich unterdessen schwer, einen passenden Nachfolger zu finden. Seit Wochen steht das Gourmet-Restaurant in der Überfahrt leer und wird nicht bespielt. Was auch zur Folge hat, dass das Luxushotel im März, wenn die neuen Michelin-Sterne vergeben werden, seine drei Sterne verliert. Jürgens Nachfolger müsste bei Null anfangen – er hatte ja keine Gelegenheit, die drei Sterne zu verteidigen. Im Sommer, so hofft Hotelmanager Vincent Ludwig, ist die Spitzenposition fix besetzt.

Bis dahin kündigte die Althoff-Gruppe gestern diverse Gastspiele an. So werden im Frühjahr drei Spitzenköche das Lokal jeweils an einem Wochenende bespielen: Alexander Herrmann kocht vom 8. bis 10. März, Hans Stefan Steinheuer vom 22. bis 24. März und Paul Ivic vom 5. bis zum 7. April. Die Menü-Tickets werden pro Person zwischen 185 und 235 Euro kosten und sind in Kürze über das Hotel buchbar.

Bereits im vergangenen Sommer hatte es am Tegernsee ein Gastspiel gegeben – mit The Duc Ngo. Er soll aber bei den Hotelgästen des Seehotels nicht besonders gut angekommen sein. Das Pop-up-Restaurant endete daher vorzeitig im November. Ursprünglich war ein längerer Zeitraum geplant. Das Gourmet-Restaurant ist seitdem geschlossen.

Dass die Überfahrt ihre drei Sterne verliert, hat bayernweit kulinarische Konsequenzen: Dann wird vermutlich Jan Hartwig der Platzhirsch hierzulande sein. Das Ausnahmetalent hatte im vergangen Jahr in seinem neu eröffneten Münchner Lokal „Jan“ auf Anhieb drei Sterne erkocht, zuvor war ihm dies schon einmal im Gourmet-Restaurant Hotel Bayerischer Hof gelungen. Die drei Jan-Sterne wird er am 26. März, wenn die neuen Sterne bekannt gegeben werden, wohl auch verteidigen. Dann ist er Bayerns einziger Drei-Sterne-Koch. Diese Rolle hatte über viele Jahre Christian Jürgens inne – vor ihm nur Eckart Witzigmann und Heinz Winkler.

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