Tierpark will Paviane töten

von Redaktion

Nürnberger Zoo stößt Debatte an: Maßnahme für Artenschutz

Nürnberg – Ein Aufschrei ging durch ganz Europa, als vor knapp zehn Jahren ein Zoo in Kopenhagen einen jungen, gesunden Giraffen-Bullen tötete und sein Fleisch an die Raubkatzen verfütterte. Die Frage, die dahintersteht, ist bis heute genauso aktuell wie unbeantwortet: Dürfen zoologische Gärten einzelne Tiere töten, um die Arten zu erhalten und die Population zu managen?

Der Tiergarten Nürnberg macht jetzt einen Schritt nach vorn: Seit Jahren haben die Franken Probleme mit ihrer Pavian-Population. 45 Exemplare der kleinen Guinea-Paviane leben in Nürnberg. Für den Arterhalt sind nicht alle Tiere brauchbar. Zu viele Exemplare eines Geschlechtes können ein Problem sein, Inzuchtproblematiken, die soziale Struktur in der Gruppe – oder schlichtweg das Platzangebot. Der Tiergarten will dafür werben, dass es auch bei Arten wie Pavianen vernünftig sein kann, einzelne Tiere zum Wohle der gesamten Art zu töten.

Bei den Pavianen hat der Tiergarten Nürnberg nach Darstellung seines Direktors Dag Encke bereits einiges versucht, um die Subpopulation in die richtigen Bahnen zu lenken. Fünf Exemplare wurden nach Paris abgegeben, elf weitere nach China. In Nürnberg kann sich nur noch ein Teil der Gruppe fortpflanzen. Dadurch ist der Genpool eingeschränkt. „Im Artenschutz befinden wir uns in einem menschengemachten Dilemma, das uns allen Entscheidungen abverlangt, die sich nicht gut anfühlen“, sagt Tiergarten-Chef Encke.

Bei Huftieren wie Schafen, Rindern oder Ziegen, bei Vögeln oder Kängurus wird das Töten zum Populationsmanagement bereits praktiziert. Jetzt will der Tiergarten eine Diskussion anstoßen, um die aus Sicht des Artenschutzes sinnvolle Maßnahme auch bei Primaten gesellschaftlich durchzusetzen. Rechtlich geraten Encke und seine Kollegen mit ihren Plänen in eine Grauzone. „Wir werden mit hundertprozentiger Sicherheit angezeigt“, sagt er. Der Deutsche Tierschutzbund droht mit einer Strafanzeige. Zoos hätten eine Verantwortung gegenüber jedem Individuum in ihrer Obhut. „Wenn das nicht möglich ist, muss auf die Haltung der Tierart verzichtet werden.“  dpa

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