Vermisste Journalistin lebend gefunden

von Redaktion

VON JOHANNES WELTE

Braunau – Über 100 Einsatzkräfte hatten am Donnerstag nach der vermissten Journalistin Alexandra Föderl-Schmid, stellvertretende Chefredakteurin der „Süddeutschen Zeitung“, gesucht. Die bayerische Polizei war von einem möglichen Suizid der Österreicherin ausgegangen. Die Suche lief über Nacht weiter. Am Freitagmorgen dann die erlösende Nachricht: Unter einer Innbrücke fand ein Polizist die Vermisste gegen 11 Uhr. Die gefundene Person sei stark unterkühlt gewesen, sagte ein Sprecher der Landespolizei Oberösterreich. Sie sei in eine Klinik eingeliefert worden. Weitere Informationen gab es seitens der Polizei nicht.

SZ-Chefredakteur Wolfgang Krach verkündete laut „Spiegel“ in der Redaktionskonferenz unter Tränen die gute Nachricht. Dies sei der „schönste Tag in den letzten 20 Jahren der Süddeutschen Zeitung“. Föderl-Schmid war nach Plagiatsvorwürfen unter Druck geraten und hatte sich aus dem operativen Tagesgeschäft zurückgezogen. Plagiatsjäger Stefan Weber hatte von „haarsträubenden Ergebnissen“ nach der Überprüfung ihrer Doktorarbeit gesprochen. Weber war vom rechtspopulistischen Portal „Nius“ beauftragt worden und hatte unzureichende Quellenangaben moniert.

Zu einem anderen Ergebnis kommt Barbara Tóth, promovierte Historikerin und Begutachterin von Masterarbeiten an der FH Wien, die die Dissertation ebenfalls geprüft hatte. Tóth schreibt in der österreichischen Zeitschrift Falter: „Alle Quellen dazu sind im umfangreichen Literaturverzeichnis zu finden.“ Und sie stellt die Frage: „Muss man im Einleitungs-Fließtext alles anführen, auch wenn man dort auf spätere Kapitel verweist, wo sie im Detail genannt werden?“ Das könne man sicher diskutieren. Aber Tóth kommt zum Ergebnis: „Es ist kein Plagiat im Sinne einer absichtlichen, missbräuchlichen, intellektuellen Fremdaneignung.“

In einem Fall habe Föderl-Schmid einen Bericht der Deutschen Bundesregierung ohne Quellenangabe zitiert und auch im Quellenverzeichnis nicht erwähnt. „Das ist meiner Meinung nach tatsächlich ein Fehler, wenn auch kein gravierender“, sagt Tóth. Ein anderes Mal habe sie eine Quelle mit falschem Datum angegeben. „Was sagt das über die Qualität der Dissertation aus? Rein gar nichts.“

Hilfe bei seelischen Krisen

In seelischen Notlagen gibt es Ansprechpartner. Der Krisendienst Oberbayern ist rund um die Uhr und kostenlos unter 0800/655 30 00 erreichbar. Auch beim KIT gibt es ein Beratungstelefon: 089/74 36 33 33.

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