Viele Störche sind schon da

von Redaktion

Vogelschützer befürchten Kämpfe mit Heimkehrern aus Afrika

Hilpoltstein – Der frühe Vogel fängt den Wurm – für Weißstörche heißt das: Wer zeitig im Brutgebiet landet, bekommt den besten Horst. In Bayern lassen sich schon wieder Störche beobachten: „Die ersten sind bereits aus ihren Winterquartieren zurückgekehrt“, meldete Oda Wieding vom Landesbund Vogel- und Naturschutz (LBV) in Hiltpoltstein. 300 der Zugvögel waren faul beziehungsweise schlau und haben gleich ganz im Freistaat überwintert.

Ab Anfang März beginne bei den schwarz-weißen Vögeln mit dem langen roten Schnabel die Brutsaison. Das laute Klappern der Paare ist weithin zu hören. 1200 Brutpaare, so viele wie noch nie seit Beginn der Bestandsaufnahme im Jahr 1900, zählte der LBV im Jahr 2023. Ein Grund für die Zunahme sei auch das veränderte Zugverhalten: Viele überwintern in Spanien auf den dort noch offenen Müllkippen. Manche bleiben da und ziehen nur bei einem plötzlichen Kälteeinbruch an den Bodensee oder ins Rheintal. Dadurch überleben mehr Störche den gefährlichen Vogelzug. Die Störche, die tatsächlich noch bis nach Afrika geflogen sind, kommen erst Ende April zurück und finden möglicherweise ihr Nest aus dem Vorjahr besetzt vor. „Dann kommt es zu Kämpfen“, so Wieding. Dabei können Eier kaputtgehen oder Jungvögel aus dem Nest stürzen. Der Verlierer müsse zügig neu bauen, was eine Woche Arbeit bedeutet. Sonst wird die Zeit für die Brut zu knapp.

Durchschnittlich zwei Jungvögel kommen laut der LBV-Storchenexpertin jährlich pro Brut durch. In guten Jahren, in denen es viele Mäuse als Futter gebe, seien es auch mal mehr. Doch wenn es viel regnet und die Jungvögel im nassen Nest auskühlen, könnten auch alle Jungvögel verenden. Aber auch wer durchkommt, lebt gefährlich: Nur etwa die Hälfte überlebt das erste Jahr, so Oda Wieding. Die übrigen verunglücken, fressen etwas Falsches oder sterben auf dem Weg ins oder im Winterquartier. Studien haben ergeben, dass die Mehrzahl der verunglückten Störche an Stromleitungen und gefährlich konstruierten Masten verendet. Mit 70 Prozent aller Unfälle steht der Stromtod an erster Stelle.  sus

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