Schweinfurt – Nächtelange Partys unter Drogeneinfluss und Sex-Orgien soll eine Wohngemeinschaft in Unterfranken gefeiert haben. Seit gestern muss sich der mutmaßliche Guru der Gruppe wegen Vergewaltigung und gefährlicher Körperverletzung vor dem Landgericht Schweinfurt verantworten.
Der Angeklagte sei ein „geistiger Führer“ der Gemeinschaft, sagte Staatsanwältin Melanie Roth. In dieser Funktion soll der 42-Jährige seine frühere Partnerin vergangenen Mai brutal vergewaltigt und misshandelt haben. „Die Geschädigte erlitt durch die Schläge, Tritte und das Würgen des Angeklagten mehrere Prellungen, Hämatome und Schwellungen am Körper.“ Dreimal sei die 30-Jährige in der WG bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt worden – um ihr angebliche Dämonen auszutreiben.
Drogen wie Kokain und LSD spielten den Ermittlungen zufolge in der Gruppe eine wichtige Rolle, etwa um Mitglieder von „Parasiten“ zu befreien oder vermeintliches Fehlverhalten zu erkennen. „Zu den Methoden des Angeklagten gehören auch körperliche Züchtigungen und – soweit es Frauen betrifft – die Vornahme oder Duldung sexueller Handlungen mit und von dem Angeklagten.“
Zum Prozessauftakt kamen zahlreiche Anhänger des Angeklagten. In der WG leben ein bis zwei Dutzend Menschen. Auch Sektenbeauftragte der katholischen und der evangelischen Kirche waren da. Die Verteidiger des Angeklagten stellen die Geschädigte als Frau mit zwei Gesichtern dar. Sie sei manipulativ und habe extreme sexuelle Gewaltfantasien.
Eine Zeugin, bei der die mutmaßlich misshandelte Frau am Tattag war, berichtete vor Gericht, diese habe sehr schlimm ausgesehen. „Sie hatte ein geschwollenes Gesicht. Die Nase war blutig, der Mund war blutig. Er hat sie wohl geschlagen und versucht, ihr Dämonen auszutreiben.“ Der Prozess wird heute fortgesetzt. dpa