Neues Schloss für die Wittelsbacher

von Redaktion

VON CORNELIA SCHRAMM

Schwangau – Ein Märchenschloss in Filetlage. Aus der Vogelperspektive betrachtet bildet Schloss Bullachberg ein Dreieck mit den berühmten Schlössern Neuschwanstein und Hohenschwangau. Von seiner Terrasse auf dem 19 Hektar großen Anwesen blickt man direkt auf die beiden Nachbarschlösser. Schon länger wurde im Allgäu über den Verkauf der „kleinen Schwester“ spekuliert. Nun hat der Wittelsbacher Ausgleichsfonds zugeschlagen.

Schloss Hohenschwangau ist seit 1923 im Besitz der Stiftung. 101 Jahre später gehört ihr nun mit Schloss Bullachberg eine weitere geschichtsträchtige Immobilie in Schwangau. „Wir sind sehr froh, die einmalige Gelegenheit zum Kauf der Flächen und des Landhauses nutzen und unseren bisherigen Bestand am Ort sinnvoll ergänzen und abrunden zu können“, sagt Michael Kuemmerle, der Vorsitzende der Geschäftsführung des Ausgleichsfonds. Die Stiftung betreibt in Schwangau auch ein Hotel sowie das Museum der bayerischen Könige.

2022 hatte die Annonce eines Münchner Luxus-Maklers die Gerüchteküche um einen möglichen Verkauf brodeln lassen. Damals sprach Schwangaus Bürgermeister Stefan Rinke (CSU) auf Nachfrage von einer „Ente“. Er konnte sich nicht vorstellen, dass die Besitzerin Elisabeth von Elmenau Bullachberg veräußern würde. Sie hatte das Schloss samt Kapelle, Reitplatz, Stallungen und landwirtschaftlicher Flächen ja erst 2012 gekauft und liebevoll restauriert. Für das Ergebnis gab es 2017 den Denkmalpreis der Hypo-Kulturstiftung. Und trotzdem hat sich von Elmenau, die auf Bullachberg eine nachhaltige Landwirtschaft betrieben hat, nun offensichtlich doch für den Verkauf entschieden.

Bürgermeister Rinke reagiert aber positiv auf den neuen Besitzer: „Mit dem Wittelsbacher Ausgleichsfonds als Stiftung öffentlichen Rechts kommt das Anwesen wieder in gute Hände“, sagt er. Nach Ende der Monarchie wurde der Fonds vom Freistaat aufgelegt. Einerseits soll die Stiftung das kulturelle Erbe des Hauses Wittelsbach bewahren, andererseits fließen aus dem erwirtschafteten Überschuss jedes Jahr Millionensummen an die Mitglieder des Hauses.

Die Immobilie treibt die Gemeinde schon seit Jahrzehnten um. 1907 wird das Schloss nach Plänen von Eugen Drollinger, dem letzten Baumeister Ludwigs II., erbaut und zum Sommersitz eines Unternehmers. Später gehört es Raphael Prinz von Thurn und Taxis. Dessen Erben wollen es in ein Nobelhotel umbauen. Nach Jahren voller Streitereien erteilt die Gemeinde 2002 Baurecht für ein kleines Hotel mit Golfplatz. Das Projekt scheitert dennoch. 2006 kauft die Porsche AG das Schloss – für sechs Millionen Euro.

Für welche Summe es nun den Besitzer wechselt, ist unbekannt. Aber die Wittelsbacher Stiftung hat schon Pläne geäußert. Das Anwesen, das aus mehreren Gebäuden und Ferienwohnungen besteht, soll vermietet werden. Teile der 19 Hektar großen landwirtschaftlichen Fläche werden verpachtet.

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