Der neue Grundschul-Plan

von Redaktion

Mathe und Deutsch werden gestärkt, bei Englisch gekürzt – Religion bleibt

VON DIRK WALTER

München – Sie nennt es „Pisa-Offensive Bayern“: Durch Korrekturen an der Stundentafel der Grundschulen will Bayerns Kultusministerin Anna Stolz (FW) Defizite in Mathematik und Deutsch beheben. Insgesamt soll es, verteilt über die vier Jahrgangsstufen, ab dem kommenden Schuljahr vier Stunden mehr Deutsch und zwei Stunden mehr Mathematik geben, kündigte sie gestern nach einer Sitzung des bayerischen Ministerrats an.

Die Leistungen auch bayerischer Schüler sei im jüngsten-Pisa-Test gesunken, sagte Stolz. 13 Prozent der Schüler erreichten nicht das Mindestniveau in Lesen, 14 Prozent nicht das in Mathematik. Die zusätzliche Mathematikstunde soll es in der ersten und dritten Jahrgangsstufe geben, Deutsch wird in allen vier Jahrgängen um eine Stunde gestärkt.

Da die Stundenzahl insgesamt nicht erhöht werden soll, wird an anderer Stelle gestrichen. Ursprünglich hatte Stolz den Schulen die Möglichkeiten eröffnen wollen, auch beim Fach Religion zu kürzen. Dagegen sperrten sich jedoch die Kirchen und die CSU. Es bleibt also bei je drei Wochen-Stunden Religion in der 3. und 4. Klasse. Stattdessen können die Schulen eine von zwei Englisch-Stunden streichen. „Ich persönlich hätte mir auch vorstellen können, den Schulen einen Spielraum bei Religion zu geben.“ Bayern sei das einzige Bundesland mit drei Stunden Religion. Aber das Veto von Kirchen und CSU „respektiere ich selbstverständlich“. Sie empfinde das „nicht als Niederlage“.

Außerdem werden Kunst, Musik und Werken & Gestalten zu einem „Fächerverbund“ verschmolzen. Auch hier eröffnen sich dann Spielräume, eine Stunde zu streichen. Die Grünen kritisierten das gestern als „Streichkonzert“. Musische Fächer gehörten gestärkt, nicht gekürzt. Ebenso Englisch. Stolz betonte jedoch, kein Fach, auch Englisch nicht, werde komplett gestrichen. Der BLLV zeigte sich grundsätzlich einverstanden mit dem Konzept, mahnte jedoch bessere Arbeitsbedingungen für Grundschullehrer an.

Die Pisa-Offensive enthält noch weitere Neuerungen. So soll es ein „verbindliches Lese-Screening“ geben und 30 Minuten tägliches Lesetraining. Die Lehrpläne sollen überarbeitet werden.

Parallel dazu will Bayern die Sprachstands-Erhebung in den Kindergärten verbessern. Sie findet heute im letzten Kindergartenjahr statt. Künftig soll es zwei Diagnosen geben. Eine bei den Vierjährigen, etwa eineinhalb Jahre vor Schuleintritt, eine zweite dann ein halbes Jahr vor Schulbeginn. Beide Tests sollen „verpflichtend“ sein, betonte Stolz. Wenn Vierjährige noch nicht in die Kita gehen, werden ihre Eltern angeschrieben. Wer durchfällt, kann nicht in die Schule, sondern wird zurückgestellt. Die Tests dazu würden noch entwickelt, sagte Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU).

Außerdem sollen ab dem kommenden Schuljahr alle Schüler der weiterführenden Schulen ein digitales Endgerät, in der Regel ein Tablet, erhalten. Die Staatsregierung nennt das die „digitale Schule der Zukunft“. Der Staat gibt für den Kauf einen Zuschuss in Höhe von 350 Euro, was darüber hinausgeht, müssen die Eltern zahlen.

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