DAS PORTRÄT

Ein Film über Oma

von Redaktion

Christl Eibl war etwas baff, als ihr Enkel vor vier Jahren vor ihr stand und fragte: „Oma, darf ich deine Lebensgeschichte verfilmen?“ Doch sie stimmte zu – und hat es nicht bereut. Denn während der Dreharbeiten sind Oma und Enkel noch enger zusammengewachsen.

Eibl war zwölf, als seine Großmutter mit ihm das erste Mal über ihre Flucht aus Tschechien sprach. Sechs Jahre war sie damals alt. Sie hatte einen 30 Kilo schweren Leinenrucksack dabei – das war alles, was sie noch besaß. Ihre Familie baute sich in Erding ein neues Leben auf. Bis heute lebt die 83-Jährige dort mit ihrem Mann. Schon als Kind spürte Michael Eibl, dass in dieser Geschichte große Emotionen stecken. Anfangs sprach seine Oma nicht gerne über ihre Erinnerungen. Dann wurden seine Nachfragen bohrender. Er fragte sich: „Was hat der Verlust der Heimat mit meiner Oma gemacht – und was mit meiner Mutter und mir?“ In seinem Film „30 Kilo Heimat“ geht er der Biografie seiner Oma auf die Spur. Sein Ziel ist nicht, viele Antworten zu geben. Er möchte Fragen aufwerfen.

2020 reiste Eibl mit seiner Oma nach Mähring, wo sich die Vertriebenen einmal im Jahr an einer Gedenkkirche treffen. Doch die ersten Aufnahmen wurden nicht so, wie er sie sich vorgestellt hatte. „Mein Perfektionismus stand mir im Weg.“ Doch die Idee ließ ihn nicht los. 2022 startete er einen neuen Anlauf und holte ein paar Freunde ins Boot. Diesmal hatte er ein Konzept und einen Plan für jeden Drehtag. Sie drehten zu Hause bei seiner Mutter und interviewten den Bürgermeister von Mähring. Auch in ihrem Heimatort Heiligenkreuz nahmen sie ein paar Szenen auf. Emotionale Momente – für die ganze Familie.

Die Premiere des Films ist für Frühjahr 2025 geplant. Noch fehlen dem 17-Jährigen ein paar Szenen. Er möchte nicht nur die Geschichte seiner Oma erzählen, sondern auch „die Relavanz für heute aufzeigen“. Deshalb will er auch mit Experten über Flucht und Vertreibung sprechen. Parallel sucht er Sponsoren. Denn er und seine Crew produzieren den Film unentgeltlich. Mit den vielen Reisen ist das Budget von 3000 Euro fast aufgebraucht. Im Sommer wird Eibl die Schule abschließen, danach möchte er eine Ausbildung an einer Filmakademie beginnen. Es soll nicht sein letzter Film bleiben. CARINA OTTILLINGER

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