Wang – „Du bist ja als Landwirt ein Naturmensch“, sagt Josef Adlkirchner, und sein wehmütiger Blick wandert über die Felder und Wiesen hinter seinem Hof in Spörerau bei Wang im Landkreis Freising. „In Zukunft schau ich aber nicht mehr auf Naturflächen, sondern in einen Photovoltaik-Park.“ Diese Perspektive bereitet dem 61-Jährigen große Sorgen. Er war 16 Jahre alt, als entlang der Ostseite des Anwesens seiner Familie die A92 asphaltiert wurde. Dann, vor ein paar Jahren, ist nördlich des Bauernhofs eine erste PV-Freiflächenanlage entstanden. Nun plant auch der Besitzer des Nachbargrunds im Süden und Westen, im großen Stil Photovoltaikmodule zu errichten. 3,7 Hektar sollen es werden – und mit ihnen würde Josef Adlkirchners Ausblick in die Natur großteils verbaut sein.
Nicht nur der Landwirt, auch der Wanger Gemeinderat sieht darin eine „erdrückende Wirkung“ für die Hofstelle und hat dem Vorbescheidsantrag des auswärtigen Bauwerbers wiederholt das Einvernehmen verweigert. „Wir sehen die Persönlichkeitsrechte unseres Bürgers in Gefahr“, sagt Ortschef Markus Stöber. „Der Hof würde völlig eingekesselt werden.“
Wang mit seinen 2600 Einwohnern gilt im Landkreis als Vorzeigegemeinde, es produziert im Verhältnis zum Eigenverbrauch – wenn auch primär über Wasserkraft –seit Jahren mit Abstand am meisten E-Strom und wurde dafür zum Solarkreismeister gekürt. „PV-Anlagen neben der Autobahn machen definitiv Sinn“, sagt Bürgermeister Stöber. „Aber diese direkte Nähe zum Anwesen ist einfach problematisch. Wir wollen den Landwirt davor schützen.“ Er ist sich allerdings bewusst, dass dies ein frommer Wunsch bleiben wird. Denn die Entscheidungshoheit liegt beim Landratsamt – und dort erachtet man die Rechtslage als eindeutig: Die PV-Anlage stelle ein im Außenbereich privilegiertes Bauvorhaben dar, weil das Feld in einer Entfernung von maximal 200 Metern zur Autobahn liege, erklärt Amtssprecher Robert Stangl. Das Argument der erdrückenden Wirkung auf die Hofstelle „konnte rechtlich nicht überzeugen“. Eine Höhe von maximal vier Metern vermöge keine solche Wirkung zu erzeugen, erklärt Stangl. „Auch, weil sich zwischen den einzelnen Modulen Lücken befinden.“
Josef Adlkirchner kann bei diesen Worten nur den Kopf schütteln. „Es ist hochgemein, dass man hier als Bürger komplett alleingelassen wird.“ Auch wenn sich die Behörde nur ans Baugesetz halte, „könnten die doch einen Hinweis geben, dass es hier eine Ausnahme geben muss“. Sollte das Vorhaben durchgehen, fürchtet er einen drastischen Wertverlust seines Anwesens. „Ich bin bald so weit, dass ich in Rente gehe. Da muss ich mir Gedanken machen, wer diesen Hof zwischen Autobahn und Photovoltaik überhaupt noch kaufen will.“ Beim Gang über seinen Hof, zwischen ein paar Enten, Holzstapeln und dem John-Deere-Bulldog, blickt der 61-Jährige noch einmal auf den ausgedruckten Plan des Bauvorhabens. Dann sagt er mit bedrückter Stimme: „Zur Zeit hört man doch jeden Tag, dass der Bauernstand in Gefahr ist.“ Photovoltaik auf Dächern oder an einem Hang, ja, das ergebe für ihn Sinn, sagt Josef Adlkirchner. Aber auf landwirtschaftlichem Grund? „Wenn das die Zukunft ist, wird’s irgendwann kein Essen mehr geben.“