München – Handwerkspräsident Jörg Dittrich hat bei der Eröffnung der Internationalen Handwerksmesse auf dem Messegelände in Riem von der Bundesregierung mehr Taten statt Worte gefordert. Die Regierung müsse Bürokratie abbauen, Steuern senken und den Standort Deutschland wieder wettbewerbsfähig machen: „Wir brauchen keine Fensterreden mehr, wir brauchen Handeln“, sagte Dittrich am Mittwoch. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte, die Regierung müsse ihre Hausaufgaben zügig machen. „Die konjunkturelle Lage ist herausfordernd.“
Die größte Herausforderung sehe er im Arbeitskräftemangel: Er drohe zu einer Wachstumsbremse zu werden, sagte der Vizekanzler in seiner Eröffnungsrede. In Deutschland gebe es inzwischen 1,4 Millionen Menschen im Alter von 20 und 30 Jahren ohne qualifizierenden Berufsabschluss. „Die ökonomische Hauptaufgabe ist, Menschen in Arbeit zu bringen.“ Habeck räumte auch ein: „Es gibt viel zu viele Vorschriften. Wir müssen es hinbekommen, es einfacher, schlanker, pragmatischer zu machen.“ Dabei müssten jedoch alle mitziehen.
Dittrich sagte, das Handwerk erwarte jetzt Taten, „nicht nur Verständnis“. Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft und im Handwerk sei schlecht. In vielen Betrieben leerten sich die Auftragsbücher. Investitionen würden ausgebremst. Es fehle an politischer Verlässlichkeit. Die Bundesregierung müsse handeln, wo sie es selbst in der Hand habe: „Die Bürokratie liegt nicht an Russland oder Putin“, sagte der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH).
Eine andere Sorge, die nicht nur dem Handwerk auf der Seele brennt, ist laut Dittrich eine sichere und bezahlbare Energieversorgung. Darüber kam es bei einem Forum bei der Messeeröffnung zu einem Schlagabtausch zwischen Habeck und dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder: Der CSU-Vorsitzende kritisierte das Aus für die deutschen Atomkraftwerke als unvernünftig und verwies auf den Ausbau der Atomkraft in anderen europäischen Ländern. Habeck sagte, Atomstrom sei viel zu teuer. Der Gaspreis in Deutschland sei jetzt wieder auf dem Niveau vor dem Ukraine-Krieg. Unternehmen könnten für ihre Energieversorgung auch mehr Solardächer und Windräder auf ihrem Betriebsgelände errichten.
Bei einem Messerundgang besuchten Habeck, Söder und Dittrich am Mittwochnachmittag noch mehrere Stände. Am Freitag steht auf der Handwerksmesse das alljährliche Spitzengespräch der deutschen Wirtschaft mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auf dem Programm.