Finsing – Die ersten warmen Sonnenstrahlen locken im Frühjahr nicht nur Frühlingsblüher und Nager aus der Erde. Bei wolkenlosem Himmel rollen wieder die ersten Oldtimer aus der Garage. Einer von ihnen: Der Trabant von Armin Wecks aus Finsing (Kreis Erding). Der 65-jährige Hobbytüftler bastelt schon seit Wochen an seinen drei DDR-Schützlingen. Bis zum Saisonstart sollen die schließlich wieder in optimalem Zustand sein. „Das sind Schönwetterfahrzeuge, da muss man früh anfangen“, sagt er über die alljährlichen Vorbereitungen. Als erster Vorsitzender des „Bayerischen Trabant Club“ weiß Wecks, wovon er spricht. Hauptziel des Vereins ist schließlich der Erhalt der historischen Fahrzeuge, deren Erfolgsgeschichte vor genau 60 Jahren begann.
Auf der Leipziger Frühjahrsmesse präsentierten die Volkseigenen Betriebe (VEB) Sachsenring Automobilwerke den Trabant 601 im Jahr 1964 zum ersten Mal der Öffentlichkeit. Das war der Startschuss für den Erfolg des Kultautos: Mehr als 2,8 Millionen Exemplare liefen in den folgenden Jahren über das Produktionsband in Zwickau. Bis 1990 wurde der Trabi 601 der meistverkaufte DDR-Volkswagen.
Doch der Traum vom eigenen Auto erfüllte sich für viele DDR-Bürger erst nach langen Jahren des Wartens. Denn die Produktion des Trabis hielt mit der steigenden Nachfrage kaum mit. Wartezeiten von bis zu zehn Jahren waren damals nichts Ungewöhnliches. Den Trabi machte das für viele allerdings erst recht zum Objekt der Begierde.
Heutzutage müssen Trabi-Liebhaber längst nicht mehr so lange auf eine Spritztour warten, betont Armin Wecks. „Überall werden alte Trabanten verkauft“, sagt er. Ein viel größeres Hindernis sei mittlerweile eher der Preis. „Als ich meinen ersten Trabi gekauft habe, ging er noch recht günstig her“, erzählt der Finsinger. Das sei vor acht Jahren gewesen. Seither steige das Interesse für Oldtimer – und somit auch deren Preis. Wer heute ein Auge auf das Kultauto geworfen hat, muss blechen. „Bestimmte Fahrzeuge kosten mittlerweile mehr als 10 000 Euro“, betont der Hobbytüftler.
Das war nicht immer so. Nach der Wiedervereinigung erlebte der Trabant eine regelrechte Flaute. Neben den modernen Westmodellen machte der technisch veraltete Trabi eine schlechte Figur, avancierte sogar zum Witzobjekt und wurde schließlich zu einer Rarität auf Deutschlands Straßen. „Man hat keine elektrischen Helfer. Der fährt auch keine 200 km/h“, beschreibt Wecks die magere Ausstattung des Trabis, die damals zum schnellen Fall des Kultautos beitrug. Heute sei diese Robustheit wieder gewünscht. „Man kann viel selber reparieren, da helfen wir uns auch untereinander im Club“, sagt er.
Mit gerade einmal 24 000 Kilometern auf dem Tacho ergatterte Wecks seinen ersten Trabi im Erzgebirge. Ein Cabrio der Reihe 601 in knalligem Gelb. „Der war gerade erst eingefahren“, erzählt der 65-Jährige und lacht. Viel herzurichten gab es bei dem DDR-Auto daher nicht. „Ich habe ein bisschen was an der Technik verändert und LED-Scheinwerfer eingebaut“, zählt Wecks auf. Mehr möchte der Oldtimerfan auch nicht aufpeppen. „Es soll ja ein erholsames und entspanntes Fahren sein“, sagt Wecks, der mit dem „Bayerischen Trabant Club“ regelmäßig auf Treffen in ganz Deutschland unterwegs ist. Dort bekommt er das Interesse für den Trabanten hautnah zu spüren. „Ich habe schon mehrfach Angebote für meine Trabis bekommen, aber alle abgelehnt.“ Denn solange er noch fahren kann, möchte er sein Kultauto auch nicht hergeben.