Zur Kirchenmusik kam Meurers übers Klavierspielen: „Das habe ich bei meinem großen Bruder gesehen.“ Sein Lehrer leistete nebenbei Orgeldienste in einer Kirche in der Nähe von Traunstein. Dann verstarb er plötzlich – und Meurers trat sein Erbe an, mit gerade mal 16 Jahren. „Da war ich schon ein bisschen überfordert“, gibt er heute zu. „Aber mei, dann ist halt einfach ziemlich oft ,Lobet den Herrn‘ erklungen!“
Nach dem Abitur studierte er zunächst katholische Kirchenmusik in Wien, danach machte er an die Hochschule für Musik und Theater in München den Master-Abschluss. „Damit konnte ich mich dann auch für die sogenannten A-Stellen als Kirchenmusiker bewerben.“ Neben seiner ersten Stelle in Reit im Winkl blieb dem engagierten Musiker Zeit für Klavier- und Gesangsschüler. Außerdem übernahm er die Leitung des Jugendchors Grassau und Unterwössen und des Wasserburger Kammerorchesters. „Letzteres würde ich auch von Miesbach aus gern noch weitermachen“, sagt er.
Dabei hat er in der Kreisstadt schon alle Hände voll zu tun: Ein 30-köpfiger Kirchenchor und ein 15-köpfiger Jazzchor warten auf seine Leitung, sogar eine gregorianische Choralschola steht in den Startlöchern. „Darauf wurde an der Universität viel Wert gelegt, in der Praxis kommen die meist vor über 1000 Jahren komponierten Choräle aber nur noch selten im Gottesdienst zur Aufführung“, sagt der Organist. „Hier in Miesbach dagegen regelmäßig – toll!“ Seine Chorproben beginnt er mit Körper- und Haltungsübungen, dann folgt das Einsingen ohne Text sowie einige Übungen für eine gute Gesangstechnik. „Dann tauchen wir schon in die Stücke ein. In Abschnitten erarbeiten wir Intonation, Aussprache, Klang und musikalische Parameter.“ Meistens trainiert er erst die einzelnen Stimmen, ehe am Schluss alles zusammengefügt wird.
Nachwuchspläne hat Meurers auch schon: Er würde gern einen Kinder- und Jugendchor gründen. „Singen macht Freude und kennt keine Altersgrenzen – weder nach unten, noch nach oben“, sagt der 31-Jährige, der mit seiner Frau eine Wohnung gleich neben der Kirche bezogen hat. Kommenden März will er expandieren und zum ersten Mal Stücke außerhalb der Gottesdienste aufführen. Auch danach plant er Konzerte in regelmäßigen Abständen. „Ich finde es eine schöne Gelegenheit, auch mal Leute in die Kirche zu locken, die sonst nicht zum Stammpublikum gehören.“ SEBASTIAN GRAUVOGL