München – Auto hui, Kühlschrank pfui? Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) hat am Sonntag das Konsumverhalten der Deutschen bei Lebensmitteln kritisiert. „Wir haben die höchsten Durchschnittslöhne, aber geben am wenigsten für Lebensmittel aus. Das entrüstet mich“, sagte die Ministerin beim „Sonntags-Stammtisch“ im BR-Fernsehen. „In Ländern wie Frankreich, Italien oder Kroatien, da fährt man mit dem Fiat 500 zum Markt und kauft beste Ware zu gutem Preis. Die Deutschen fahren mit dem Porsche Cayenne oder mit dem Audi A8 zu Aldi und kaufen das Billigste.“ Das klingt drastisch – hat aber durchaus einen wahren Kern.
Laut der europäischen Statistik-Behörde Eurostat geben die Deutschen 11,5 Prozent des Nettohaushaltseinkommens für Nahrungs- und Genussmittel aus. Etwas höher sind die Zahlen in Frankreich (13,3 Prozent) und Italien (14,4 Prozent). Allerdings ist das verfügbare Nettohaushaltseinkommen pro Kopf in Deutschland höher als in diesen Ländern. Im europaweiten Vergleich geben nur die Menschen in Luxemburg, Österreich, Großbritannien, Schweiz und Irland weniger Geld für Nahrungsmittel aus.
Wie ist das in Bayern? Ein Blick in die Statistiken:
Dafür geben die Bayern ihr Geld aus
Das Landesamt für Statistik veröffentlicht alle fünf Jahre die sogenannte Einkommens- und Verbrauchsstichprobe. Dafür führen mehr als 8000 Haushalte für ein Quartal Buch über ihre Einnahmen und Ausgaben. Das nächste Zahlenwerk wird 2025 erscheinen, die aktuellste Statistik ist von 2018 – also vor Corona, vor der Inflation. Dennoch geben die Zahlen einen Eindruck vom Konsumverhalten der Bayern. So gab der Durchschnittshaushalt im Monat 3010 Euro für den privaten Konsum aus. Ein Drittel verschlingt das Wohnen. Der mit 460 Euro im Monat zweitgrößte Posten sind laut Statistik Ausgaben für Verkehr – die Summe teilt sich auf auf Kraftfahrzeuge (155 Euro), Kraftstoffe und Schmiermittel (110 Euro). Und die Lebensmittel? Dafür gaben die Bayern im gefragten Zeitraum weniger aus als fürs Auto, nämlich monatlich 375 Euro. Davon entfielen 330 Euro auf Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke, 45 Euro auf alkoholische Getränke und Tabakwaren. Für Freizeit, Unterhaltung und Kultur gaben die Bayern monatlich 335 Euro aus.
Die große Bio-Schere
Kaufen die Bayern qualitativ hochwertige Lebensmittel? In einer Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung GfK für das Landwirtschaftsministerium behaupteten 78 Prozent der Befragten, Bio-Lebensmittel zu verzehren. Der tatsächliche Anteil von Bio-Lebensmitteln in Privathaushalten ist jedoch niedriger: Am Umsatz hatten sie 2023 nur einen Anteil von 7,6 Prozent.
So nutzen die Bayern ihre Kaufkraft
Die Bayern haben im Jahr 2023 im Einzelhandel durchschnittlich 7017 Euro ausgegeben, das ist im Bundesvergleich Platz 2 hinter Hamburg. Dieser Wert, den die GfK jedes Jahr ermittelt, bezieht sich auf alle Bürger im Freistaat – vom Baby bis zum Greis. Mit Abstand am meisten gibt der Bayer statistisch im sogenannten „Foodbereich“ aus, also für Essen, Getränke und Tabak, nämlich 3088 Euro. Dann geht es weiter in der Rangliste: Baumarktsortimente (732 Euro), Gesundheit/Pflege (608 Euro), Einrichtungsbedarf (564 Euro), Bekleidung (477 Euro) sowie Bücher und Schreibwaren (263 Euro). Es gibt noch mehr Kategorien, Ausgaben fürs Auto erfasst diese Statistik nicht. Auffällig ist, dass die Bayern fast immer mehr Geld ausgeben als der Bundesschnitt. Am deutlichsten ist der Vorsprung mit fast zehn Prozent bei Klamotten.