DAS PORTRÄT

50 Jahre Feuerwehrmann

von Redaktion

Viele Wolfratshauser schauten neugierig aus dem Fenster, als ein langer Tross an Löschfahrzeugen durch die Straßen rollte. Es handelte sich um einen besonderen Einsatz. Diesmal ging es nicht um Hilfeleistung – sondern um Dankbarkeit. Die Einsatzkräfte holten Wolfgang Schleibinger ab – er war 50 Jahre Mitglied der Feuerwehr. Er war Maschinisten-Ausbilder und Gerätewart – vor Kurzem ging er in Feuerwehrrente, also in den passiven Dienst.

Fast hätte Schleibinger es auf noch mehr aktive Jahre gebracht. Bevor er 1974 beitrat, hatte die Feuerwehr schon länger versucht, ihn dazu zu überreden. „Aber ich wollte mich zuerst um eine Lehrstelle kümmern“, sagt er. Er ließ sich zum Elektromechaniker ausbilden, dann löste er sein Versprechen ein und wurde Feuerwehrmann. Noch heute erinnert er sich gut an seine ersten Einsätze. Da war zum Beispiel ein Brand bei einem Schrotthändler am Bahnhof im Juli 1976. Ein Schuppen brannte lichterloh, als er und seine Kameraden eintrafen. „Dort wurden auch Gasflaschen gelagert“, erzählt der heute 65-Jährige. Es kam zu mehreren Explosionen, auch Fenster in der Umgebung barsten durch die Druckwelle. Brennende Bretter knallten gegen die Einsatzfahrzeuge. Auch Waggons auf den Gleisen wurden von herumfliegenden Trümmern getroffen und begannen zu brennen. An diesen Einsatz wurde Schleibinger immer wieder erinnert. Denn im Feuerwehrgerätehaus hängt noch immer ein Fragment einer explodierten Sauerstoffflasche – als Erinnerung an diesen Großeinsatz.

In den 80ern übernahm Schleibinger das Amt des Gerätewarts. Mit seiner Frau Evi zog er in die Wohnung über dem Feuerwehrhaus. „Wenn sich Wolfgang beim Alarm fertiggemacht hat, habe ich schon mal die Tore geöffnet, damit die ersten Fahrzeuge so schnell wie möglich zum Einsatz fahren konnten“, erzählt sie.

In den vergangenen 50 Jahren hat Schleibinger nicht nur viel erlebt, sondern auch viele engagierte Menschen kennengelernt. Nie verändert hat sich sein Faible für den Unimog. „Bei dem kenne ich jede Schraube.“ Als ihn die Kameraden abholten, um sein Engagement zu feiern, ließ er es sich nicht nehmen, sich noch einmal an das Steuer des Mercedes-Benz-Fahrzeugs zu setzen und zur Feier zu fahren. Seine freie Zeit will er künftig für andere Hobbys nutzen. Er fährt gerne Motorrad und liebt es zu puzzlen. Dem Feuerwehrverein wird er natürlich weiterhin die Treue halten. „Ehrensache“, sagt er. SABINE HERMSDORF-HISS

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