Die erste große Reise seines Lebens – mit 57

von Redaktion

Landwirt fliegt nach Schweden, um am härtesten Skilanglauf teilzunehmen

Bachhausen – Franz Weingand ist 57 Jahre alt, als er das erste Mal in einem Flugzeug sitzt. Dieses Abenteuer verdankt der Landwirt aus Bachhausen im Kreis Starnberg einer zufälligen Begegnung. Im Sommer lernte er einen Mann auf Rollski kennen, der am Seeufer für den Wasalauf trainierte – dem härtesten Skilanglaufrennen der Welt, das in Schweden stattfindet. Sieben Monate später stieg der 57-Jährige ins Flugzeug, um selbst an dem Lauf teilzunehmen. Langlaufen war seit ein paar Jahren sein Hobby. Ein verbissener Sportler war er nie, dafür berufsbedingt immer an der frischen Luft und in Bewegung.

Aufgeregt war er nicht nur vor dem 90-Kilometer-Lauf – sondern auch vor der ersten großen Reise seines Lebens. „Ich war schon am Flughafen total überfordert“, erzählt er. Seine 84-jährige Mutter, mit der er auf dem Hof lebt, hatte ihn noch ein Stück begleitet. In Schweden war er schnell der Held der Gruppe, alle wollten ihn kennenlernen. Trotzdem fühlte sich Weingand 1700 Kilometer von daheim entfernt erst mal einsam. Er spricht kein Wort Englisch. Die Reise war eine große Herausforderung – nicht nur wegen des Wasalaufs. 90 Kilometer im nassen, schweren Schnee, dazu Nieselregen und Nebel – die Bedingungen hätten nicht härter sein können. Zwischendurch fragte sich Weingand, warum er sich das antut. Schließlich hatte er daheim ja Arbeit genug. Doch die schwedischen Heja-Heja-Anfeuerungsrufe motivierten ihn, er biss sich durch. Nach genau zwölf Stunden und elf Minuten hatte er es ins Ziel geschafft. Er war einer der Letzten. Aber Tausende andere hatten aufgegeben. Die Startnummer 8044 hat er mit nach Hause gebracht – als Erinnerung an das Abenteuer seines Lebens. TOBIAS GMACH

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