Regensburg – Das Haus Thurn und Taxis will in die Windkraftnutzung einsteigen – und zwar im durchaus großen Stil. Bis zu 55 Anlagen könnten entstehen – rein theoretisch, höchstwahrscheinlich werden es einige weniger. Als größter Waldeigentümer im Landkreis Regensburg habe der Unternehmenszweig „Thurn und Taxis Forstwirtschaft“ eine Potenzialstudie zur Windkraftnutzung in Auftrag gegeben, teilte das Unternehmen mit. Es wird geleitet von Albert von Thurn und Taxis, einziger Sohn von Fürstin Gloria.
In der Studie für den östlichen Landkreis Regensburg sei festgestellt worden, dass Flächen in den gemeindefreien Gebieten Forstmühler und Kreuther Forst sowie in den Gemeinden Tegernheim, Wiesent, Wörth und Wiesenfelden für die Windkraft geeignet seien, teilte Betriebsleiter Raoul Kreienmeier mit. Für eine erste Fläche wurde bereits ein Projektentwickler ausgewählt. Problem: Zwischen Tegernheim im Westen und dem Kreuther und Forstmühler Forst im Norden liegt die Walhalla, die König Ludwig I. 1830 bis 1842 am Hochufer der Donau von Leo von Klenze erbauen ließ. Der Ruhmestempel im nachgeahmten klassizistischen Stil beherbergt Büsten und Gedenktafeln für Künstler, Gelehrte und sonstige Persönlichkeiten. Thurn und Taxis verspricht laut Mitteilung, darauf bei der Auswahl der Anlagenstandorte zu achten. „Der Denkmalschutz macht eine Einzelfallprüfung von Windenergieanlagen in der Nähe zu Denkmälern wie der Walhalla erforderlich“, heißt es. „Die Sichtbeziehungen zur Walhalla werden sicher ein wesentlicher Punkt bei der Genehmigung sein“, sagt Kreienmeier. „Wir müssen abwarten, was das Denkmalamt verlangt.“ Er rechnet mit mindestens sechs Jahren, ehe die ersten Windräder stehen.
Weil Abstandsregeln eingehalten werden müssen, gibt es Platz für 55 Windräder, die mit einer Nabenhöhe von 170 bis 200 Meter geplant werden könnten. Das sei aber „rein rechnerisch“ so, betont das Unternehmen. „Eine vollständige Ausschöpfung des Standortpotenzials ist seitens des Grundeigentümers nicht angestrebt.“
In die Windkraft einsteigen will Thurn und Taxis nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Überlegungen. Die Anlagen könnten in intensiv bewirtschafteten Nutzwäldern mit hohem Fichtenanteil entstehen. Die Windkraft sei ein „neues Standbein des Forstbetriebs“. Auch die finanzielle Beteiligung der Standortgemeinden werde angestrebt. Darauf pocht auch Bürgermeister Josef Schütz (CSU) aus Wörth: Die Bürger müssten damit leben „und können nicht leer ausgehen“, sagte er dem BR. Sein Kollege aus Tegernheim, Max Kollmannsberger, steht der Windkraft positiv gegenüber. „Windräder schauen nicht gut aus, aber auf dem Höhenzug steht heute auch schon der BR-Sendeturm.“ DIRK WALTER