Die Jäger und das ewige Kriegsbeil

von Redaktion

VON UTE WESSELS UND CORNELIA SCHRAMM

Weiden – Beim Bayerischen Jagdverband (BJV) kehrt keine Ruhe ein. Der interne Streit, der seit Jahren tobt, hat am Samstag beim Landesjägertag in Weiden wieder für Trubel gesorgt. Voriges Jahr hatten Mitglieder versucht, Präsident Ernst Weidenbusch zu stürzen – ohne Erfolg. Dieses Jahr hat der Jäger-Chef eigens angereiste Delegierte und Gäste von der Mitgliederversammlung ausgeschlossen. Und zwar so spontan, dass viele erst vor Ort davon erfahren haben.

Der Grund: Andreas Ruepp, Vorsitzender der Kreisgruppe Memmingen und einer der Kritiker Weidenbuschs, hatte kurzfristig vor dem Landgericht München I erwirkt, dass die Mitgliederversammlung nichtöffentlich stattfinden muss. Teilnehmen durften also nur stimmberechtigte Mitglieder.

Ruepp erklärte, sein Ansinnen sei nicht gewesen, Delegierte, Gäste und Presse auszuschließen. Er habe nur verhindern wollen, dass die Veranstaltung uneingeschränkt im Internet übertragen werde. Er habe so die Persönlichkeitsrechte von Mitarbeitern schützen wollen, da bei der Versammlung der Haushaltsplan, also auch Personalkosten besprochen werden. Denn im Vorfeld hatte es Ärger um die Kündigung eines früheren Geschäftsführers und die dadurch entstandenen Kosten gegeben. Weidenbusch habe seinen Antrag dann strenger ausgelegt, als gefordert, sagt Ruepp.

Bei Verstößen wäre laut BJV ein Bußgeld von bis zu 250 000 Euro oder eine bis zu sechsmonatige Ordnungshaft fällig geworden. Das Risiko wollte man nicht eingehen, rechtfertigt sich Präsident Weidenbusch. Obwohl der Gerichtsbeschluss einiges an Interpretationsspielraum gelassen hat, habe man die Anordnung vorsichtshalber lieber streng umgesetzt.

„Trotz der Störung durch die Gruppe, haben wir den Landesjägertag gut bewältigt“, sagt Weidenbusch auf Nachfrage. Die gut 150 Personen, die draußen warten mussten, gehörten laut ihm zum Großteil jener Gruppe an, die das Präsidium immer wieder kritisiert. In der nicht öffentlichen Sitzung wurde das Präsidium mit Weidenbusch an der Spitze laut einer Sprecherin mit 76 Prozent der Stimmen entlastet, 19 Prozent votierten dagegen, fünf Prozent enthielten sich.

Die Posse vom Samstag will sich Ernst Weidenbusch nicht auf seine Kappe schreiben. „Das fällt eher negativ auf den Antragsteller zurück“, sagt er. Doch auch für den Jagdverband insgesamt seien solche Auseinandersetzungen nicht förderlich. „Der Verband profitiert davon nicht, er nimmt von so was Schaden“, gibt der Jäger-Chef zu. Dass sich Jagdminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) am Samstag vor Ort als Mediator angeboten hat, empfindet er als „positives Signal“.

Hubert Aiwanger forderte den Verband in seiner Rede zur Geschlossenheit auf. Der BJV solle das Kriegsbeil begraben, statt sich gegenseitig das Leben schwer zu machen, sagte er und bot an, sich mit den zerstrittenen Parteien an einen Tisch zu setzen. Wen er einladen muss, ist laut Weidenbusch klar: die Kreisgruppen Memmingen, Dachau, Eichstätt, Rosenheim und Berchtesgaden. „Ich setze viel Hoffnung in Aiwanger und das angekündigte Treffen.“

Auch in Sachen Wolf ziehen der BJV und der Jagdminister an einem Strang: Aiwanger forderte einen restriktiveren Umgang mit dem Raubtier, dessen Erhaltungszustand inzwischen günstig sei, was die Bundesregierung anerkennen müsse. Und Weidenbusch fügte hinzu: „Das Monitoring sollte beim Jagdverband liegen, weil unsere Leute jeden Tag draußen sind. Der Wolf gehört ins Jagdrecht.“

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