Freising – Es sind grausige Szenen, die sich am frühen Montagmorgen mitten in Freising abspielen: Gegen 5.45 Uhr bemerkt ein Passant auf dem Parkplatz hinter der AOK-Zentrale an der Kammergasse eine leblose Person und wählt den Notruf. Wenig später trifft der Notarzt ein und es eilen auch immer mehr Polizeikräfte herbei und sperren die Fundstelle weiträumig ab. Denn der am Boden liegende 73-jährige Freisinger ist tot – und seine äußeren Verletzungen machen deutlich: Hier, nur wenige hundert Meter von der Altstadt entfernt, muss sich eine Gewalttat abgespielt haben.
Schockierte Passanten
Am Vormittag untersuchen Beamte der Spurensicherung akribisch den Parkplatz, während Kollegen der Kripo die Nachbarschaft auf der Suche nach Zeugen abklappern. Auch Gerichtsmediziner aus München sind eingetroffen, um die Leiche in Augenschein zu nehmen. Menschen, die die nach wie vor geöffnete Krankenkassen-Geschäftsstelle besuchen oder davor an der Wippenhauser Straße auf den Bus warten, sind schockiert und sprachlos, als sie vom Verbrechen um die Ecke erfahren. Das AOK-Personal ist angewiesen, Fenster und Jalousien in Richtung des Tatorts geschlossen zu halten. Später wird das örtliche THW hinzugezogen, um den Tatort zu sichern und um eine großflächige Sichtbarriere an der Kammergasse zu installieren.
Über die Art der tödlichen Verletzungen sowie die weiteren Umstände des Verbrechens herrscht zunächst Unklarheit. Gerüchte, die vor allem in Bezug auf die Tatwaffe die Runde machen, will die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen nicht kommentieren.
Was am Nachmittag jedoch bekannt gegeben wird: Der 73-Jährige hatte zuletzt in der Nähe des Fundorts gelebt. Und bei der Überprüfung seiner Wohnung haben Polizisten eine 43-Jährige angetroffen. Die Frau, eine im Raum München gemeldete Tschechin, wird festgenommen – denn sie steht laut den Ermittlern im dringenden Verdacht, für den Tod des Mannes verantwortlich zu sein.
Haftbefehl beantragt
Hinweise auf einen familiären Bezug gebe es nicht, „eventuelle frühere Verhältnisse zwischen den betreffenden Personen gilt es nun zu ermitteln“, erklärt Andreas Aichele, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord auf Nachfrage. Durch die Staatsanwaltschaft Landshut werde ein Haftbefehl wegen eines Tötungsdeliktes beantragt, die Frau solle am Dienstag einem Haftrichter vorgeführt werden.
Bestürzung im Rathaus
Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher zeigt sich am Montag von der Tat tief erschüttert. „Wir sind über diese Nachricht, dass in Freising ein Tötungsdelikt geschehen ist, heute früh ziemlich aus der Spur geraten“, sagte der OB am Rande einer Pressekonferenz. „Es trifft uns hier im Rathaus alle sehr, und unsere Gedanken sind bei den Angehörigen des Opfers.“ Was da passiert sei, sei eine Tragödie. Er hoffe, dass die Tat schnell aufgeklärt werden kann. afo/ah/as/mes