25 Jahre auf Mörderjagd

von Redaktion

Doppelte Festnahme im Fall eines erschossenen Gastwirts

Würzburg – Nach 25 Jahren könnte einer der geheimnisvollsten Mordfälle Würzburgs vor der Aufklärung stehen: Am 5. Januar 1999 stürmte ein mit Sturmhaube Maskierter in die Kneipe des „Deutsch-Türkischen Kulturvereins“ und tötete den 55-jährigen Gastwirt Edip Sarac mit fünf Schüssen. Jetzt nahm die Kripo unter dringendem Tatverdacht einen Mann und dessen Sohn (66, 49) fest. Nach Informationen unserer Zeitung brachten neue Zeugenhinweise den Durchbruch.

Die Tat geschah quasi unter den Fenstern der Kripo an der Weißenburger Straße im Stadtteil Zellerau. Dennoch konnte der Schütze damals unbehelligt vom Tatort fliehen – offenbar mit einem Motorrad. Ein Vierteljahrhundert blieb er ein Phantom, auch wenn die Soko „Sarac“ einige vielversprechende Ansätze verfolgte. So soll das Opfer Bürge für ein Darlehen gewesen sein, das der Freund schließlich nicht zurückzahlen konnte. Die „Mainpost“ zitierte den Sohn mit den Worten: „Mein Vater ist Bürge für eine Schuld von 350 000 Mark geworden.“

Schon damals gehörte der jetzt festgenommene 49-Jährige zu den Tatverdächtigen, musste aber aus Mangel an Beweisen wieder freigelassen werden. In der „Hürriyet“ beklagte der Sohn von Sarac, dass vor allem die Familie ins Visier der Polizei genommen worden sei. Der Sohn sagte damals: „Sie behaupteten, mein Bruder Akin hätte meinen Vater nach einem häuslichen Streit erschossen.“ Aber auch dieser Ansatz führt ins Nichts, der Sohn wurde wieder auf freien Fuß gesetzt.

2011 kam wieder Bewegung in den Fall, als der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) aufflog. Deren Mitglieder Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe waren unter anderem für die Morde an neun Migranten und einer Polizistin zwischen 2000 und 2007 verantwortlich. Doch Zusammenhänge mit der Tat in Würzburg erkannte die Staatsanwaltschaft nicht: „Da ist nichts dergleichen“, sagte Oberstaatsanwalt Boris Raufeisen damals. Trotz ausgelobter 10 000 Euro Belohnung wurde der Mord an Edip Sarac wieder zum Cold Case.

Vergangenes Wochenende aber wunderten sich viele Anwohner über Grabungs- und Durchsuchungsarbeiten im Stadtteil Sanderau sowie in Arnstein und Zellingen. Große Erdlöcher künden noch immer von der Suche nach der Tatwaffe. Gleichzeitig schickte ein Untersuchungsrichter die beiden Festgenommenen wegen dringenden Tatverdachts des Mordes in U-Haft – wogegen sie mittlerweile Haftbeschwerde eingelegt haben.

„Dass all die Jahre kein Täter überführt werden konnte, steigerte unsere Traurigkeit noch mehr“, sagte Witwe Sahide (75) vor 13 Jahren zu „Hürriyet“. Doch mit der Festnahme sind die Ermittlungen längst nicht abgeschlossen. Kommissarin Carmen Aufmuth: „Personen, die sachdienliche Hinweise geben können, werden dringend gebeten, sich bei der Kriminalpolizei Würzburg zu melden.“

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