Bayern auf Mondmission

von Redaktion

VON KATRIN WOITSCH

Oberpfaffenhofen – Wer im Raumfahrt-Bereich arbeitet, denkt in großen Zeiträumen. Noch ist nicht klar, wann das nächste Mal ein Mensch den Mond betreten wird. In Oberpfaffenhofen im Kreis Starnberg dreht sich aber bereits alles um das übernächste Mal. Denn dann wird das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) dabei eine wichtige Rolle spielen. Dort soll in den nächsten drei Jahren ein Mondkontrollzentrum entstehen.

Von dort aus werden dann sowohl die Astronauten unterstützt als auch der Betrieb des Lunar Gateway – eine Art Mond-Bahnhof. Er wird ähnlich funktionieren wie die internationale Raumstation ISS, erklärt Dieter Sabath, Gruppenleiter für Astronautentraining und Raumfahrtbetrieb am DLR. „Die Station wird sich in der Umlaufbahn des Mondes befinden.“ Von dort aus werden die Astronauten mit einer Kapsel zum Mond fliegen – und nach etwa einer Woche wieder zurück.

Diesen Mondbahnhof wird es bei der für 2026 geplanten dritten Artemis-Mission noch nicht geben, erklärt Sabath. Und auch das Mondkontrollzentrum ist dann noch nicht fertig. Aber bei der vierten Artemis-Mission, die Ende des Jahrzehnts geplant ist. „Jede Mission soll ein bisschen mehr Wissen liefern“, erklärt Sabath. „Die Aufenthalte werden länger, die Astronauten werden mehr Daten sammeln.“ Und diese Daten werden nach Oberpfaffenhofen gesendet und von dort aus weiter an die Wissenschaftler. „Die Astronauten werden nach Wasser und Eis auf dem Mond suchen und Gestein untersuchen“, berichtet Sabath weiter. Ziel ist es, zu verstehen, wie der Mondboden aufgebaut ist und welche Bodenschätze es dort gibt. Neben der Datensammlung ist die Aufgabe des DLR außerdem die Astronauten-Versorgung in dem internationalen Habitat. Dazu gehört zum Beispiel, die Frischluftversorgung zu überwachen und sicherzustellen.

Bei diesen neuen Aufgaben profitiert das DLR von dem bereits bestehenden Columbus-Kontrollzentrum. „Aber die Bedingungen sind anders“, sagt Sabath. „Der Mond liegt außerhalb des Magnetfelds der Erde, Technik und Astronauten sind dort einer anderen Strahlung ausgesetzt.“ Bis Artemis 4 bedeutet das noch viel Training und Weiterbildung für die Mitarbeiter am DLR. „Wir sind stolz auf unsere Rolle bei zukünftigen Mondmissionen“, sagt Sabath. „Aber es ist auch eine große Herausforderung, die NASA verlässt sich auf uns.“

Stolz ist auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der die Absichtserklärung gestern zusammen mit dem ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher und Anke Pagels-Kerp, Vorstandsmitglied im Bereich Raumfahrt des DLR, unterschrieb. Söder hatte viel Spott geerntet, als er 2018 seine Raumfahrtstrategie „Bavaria One“ präsentierte. Darüber ärgert er sich, sagte er gestern: „Die Raumfahrt ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.“ Es sei ein schwerer strategischer Fehler von Deutschland, dieses Feld anderen zu überlassen. Bayern investiert in das neue Mondkontrollzentrum 33 Millionen Euro. Die European Space Agency (ESA) übernimmt die langfristige Finanzierung der Betriebskosten. Bayern werde in den kommenden Jahren zu einer kleinen Weltraummacht, kündigte Söder an. „Und Oberpfaffenhofen entwickelt sich zum bayerischen Houston.“

Auch Markus Söder denkt gerne in großen Etappen: Er sprach gestern bereits davon, wie die geplanten Mond-Missionen der Menschheit den Weg zum Mars ermöglichen werden. Dass das neue Mondkontrollzentrum dabei eine Rolle spielen könnte, kann sich allerdings auch Dieter Sabath vom DLR gut vorstellen. „Da sprechen wir aber von einem großen Zeitraum. Die nächsten Jahre haben wir mit dem Mond noch genug zu tun.“

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