Heimat- und Sachkunde am Stachus

von Redaktion

VON ANNA LIEBELT

München – Kiloweise Weizen, Roggen, Hafer und Mais hat Christoph Löfflad (24) vom heimischen Hof im schwäbischen Oettingen in die Münchner Innenstadt geschleppt. Dort warteten bereits seine 54 Kollegen aus dem Herrschinger Grundkurs mit Plakaten, Glücksrad und Häppchen. Unter dem Motto „Herzschlag Landwirtschaft – Demokratisch. Vielfältig. Zukunftsfähig“ stellten die Jungbauern und Hauswirtschafterinnen aus ganz Bayern am Stachus ihre Arbeit vor.

„Man merkt, den Menschen fehlt einfach der Bezug zur Landwirtschaft“, sagt Nora Müller. Die 21-Jährige Hauswirtschafterin stammt aus einem Ackerbaubetrieb in Oberfranken und hat festgestellt: Vor allem Menschen aus der Stadt wissen oft nicht, wie viel Arbeit hinter einer Semmel oder einem Bier steckt. Das wollen die jungen Landwirte ändern. An vier Ständen gehen sie daher mit Münchnern in den Austausch, klären mit Zahlen und Fakten über ihre Arbeit auf: Aus 800 Gramm Weizen backt ein Bäcker zwölf Semmeln, aus 100 Gramm Hopfen braut der Bräu 100 Liter Bier, aus 3,5 Knollen erntet der Bauer auf einem Quadratmeter vier Kilo Kartoffeln.

Neugierig lassen sich Passanten über Produktionsabläufe, regionale Produkte und den technischen Fortschritt in der Landwirtschaft aufklären. Den verdeutlichen die Grundkursteilnehmer mit einer Drohne. „Die ist bei uns leider noch nicht so verbreitet“, erklärt Kursteilnehmer Johannes Bürger-Schuster. Zu viele bürokratische Hürden, zu kostspielig. Dabei sei die Arbeit mit der Drohne effizienter und umweltschonender als so mancher Bulldog. Ob zur Saat, zum Düngen oder für die Bekämpfung des Maiszünslers mit Schlupfwespenlarven: „Wenn’s die Drohne bei mir daheim geben würde, wäre das super“, sagt Bürger-Schuster.

Bislang sei das Hightech-Gerät allerdings noch eine Rarität auf Bayerns Feldern. 25 000 Euro müssen Landwirte dafür hinlegen. „Die Investition lohnt sich aber“, betont Korbinian Pfab. Der 20-jährige Landwirt aus der Hallertau ist sich sicher, dass die Landwirtschaft mit den Herausforderungen durch Klimawandel und Politik umgehen kann – ob mit zukunftsträchtigen Maschinen oder Protesten. „Die Bauerndemos waren notwendig. Die Regierung hat das Fass zum Überlaufen gebracht“, findet er. Umso wichtiger sei es aber, Vorurteile auszuräumen. „Wir sind nicht undemokratisch und wir gehören auch nicht zur rechten Ecke“, sagt Jonas Dorner. Politisches Engagement sei in der Landwirtschaft genauso fest verankert wie die Leidenschaft für Natur und Tiere. Die Landwirtschaft sei schließlich nicht nur ein Beruf. „Es ist Berufung“, sagt Nora Müller. Und genau das will sie auch den Menschen in der Stadt vermitteln.

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