München – Das Ein-Euro-Ticket für Fahrräder im bayerischen Schienennahverkehr wurde in den ersten beiden Monaten seit der Einführung nur knapp 2000 Mal verkauft. Das teilte das Verkehrsministerium auf Anfrage mit. Das Ticket ist seit dem 10. Dezember bayernweit verfügbar – zumindest theoretisch. Denn nach wie vor gibt es auf vielen Strecken zahlreiche Einschränkungen. Pro Tag wurde es damit bis Mitte Februar (aktuellere Zahlen liegen nicht vor) rein rechnerisch gerade einmal rund 30 Mal verkauft. Zum Vergleich: An einem einzelnen Werktag sind alleine im gesamten Streckennetz der S-Bahn München mehr als 840 000 Personen unterwegs.
Ein Euro pro Fahrt kostet die Mitnahme eines Fahrrads in Regionalzügen und S-Bahnen in Bayern – egal wie weit, egal wie oft man umsteigen muss. Es galt aber bisher schon nur an wenigen Tagen – denn meist ist es in den Zügen einfach zu voll, um eine verbilligte Radl-Mitnahme zu ermöglichen. Ab Freitag (15. März) gelten die Regeln für das Sommerhalbjahr. Damit werden sich die Bedingungen nach Einschätzung des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) noch verschlechtern – denn dann gilt das Radlticket nicht mehr am Wochenende.
„Das Ein-Euro-Ticket kommt mit mehr Einschränkungen als Vorteilen daher. Bayern braucht endlich eine einfache und günstige Radmitnahme“, sagte Frank Wessel, Beauftragter für Rad und Bahn beim ADFC Bayern. Die Einführung des Radltickets geht auf eine Ankündigung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zurück – beim Verkaufsstart des 49-Euro-Tickts im März 2023 gab er bekannt, dass er ein Ein-Euro-Ticket für Fahrräder im Freistaat plant.
Tatsächlich gilt das Ticket von Montag bis Freitag erst ab 9.00 Uhr, also nicht in der morgendlichen Hauptverkehrszeit. Vom 15. März bis 3. Oktober gilt es zudem an Freitagen nur zwischen 9.00 und 12.00 Uhr – weil die Züge an den Nachmittagen besonders voll seien, hieß es. Für Zeiten und Strecken, die außerhalb des Geltungsbereichs liegen, sollen Fahrgäste laut BEG weiterhin die bisherigen Tickets nutzen können, beispielsweise die Fahrrad-Tageskarte Bayern für sechs Euro. Einige Strecken sind von der Nutzung ebenfalls ganz ausgeschlossen, darunter die touristisch stark frequentierten Linien südöstlich von München: über Rosenheim nach Salzburg, nach Kufstein sowie nach Bayrischzell, Tegernsee und Lenggries. Ebenfalls nicht gültig ist das Ticket im Regionalexpress zwischen München und Nürnberg, zwischen Memmingen und Hergatz sowie auf der Linie von München nach Hof und Furth im Wald.
Trotz der Kritik und der sehr überschaubaren Nutzung verteidigt Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) die Einführung: „Jede Erfahrung hilft, denn der Freistaat will die Anwendungsmöglichkeiten im Sinne der Fahrgäste sinnvoll und dauerhaft vergrößern – sowohl räumlich als auch zeitlich.“ Die Anwendungsmöglichkeiten sollen „nach und nach vergrößert werden“. Dazu brauche es allerdings auch die Zustimmung der betreffenden Eisenbahnverkehrsunternehmen und Verkehrsverbünde, sagte ein Sprecher.
Auch Bernreiter hatte darauf hingewiesen, dass mit der Regelung in bestehende Verträge eingegriffen werden und der Freistaat bei der Umsetzung auf die Bereitschaft der Vertragspartner angewiesen sei. Man stehe dazu „im Austausch“. Als nächster Schritt solle die Fahrradmitnahme bei Zugfahrten innerhalb von Verkehrsverbünden im Laufe des Sommers möglich werden.“ dpa