Deisenhofen – Eigentlich haben Hunde an den Gleisen der S-Bahn München nichts zu suchen. Künftig gibt es allerdings eine Ausnahme. Am Bahnhof in Deisenhofen (Kreis München) präsentierte die Deutsche Bahn gestern ihr neustes Pilotprojekt: den hundeähnlichen Laufroboter „Spot“. Der rot-weiße Roboter soll schon bald auf Abstellgleisen patrouillieren, auf S-Bahnen aufpassen und sie vor Schmierfinken beschützen.
„Die Züge sind unsere Visitenkarte“, erklärt S-Bahn-Chef Heiko Büttner. „Wir wollen nicht, dass die S-Bahnen vollgesprayt werden.“ In den letzten Jahren habe die Zahl von Graffitis an Zügen stark zugenommen. Allein in München schickt die Deutsche Bahn pro Woche zwölf Züge zur Entfernung von Schmierereien in die Werkstatt. Aufs Jahr gerechnet reinigen die Spezialisten im S-Bahn-Werk in Steinhausen so über 13 000 Quadratmeter Graffiti – eine Fläche so groß wie drei Wiesenzelte. Das kostet Geld. Rund eine Million Euro gibt die S-Bahn München jährlich für die Reinigungsarbeiten aus. „Aber es ist nicht nur ein betriebswirtschaftliches Problem“, sagt Büttner. „Wenn die Züge in der Werkstatt sind, stehen sie in dieser Zeit nicht für den Personenverkehr zur Verfügung.“ Das führe nicht selten zu Zugverspätungen oder gar Ausfällen.
Der hüfthohe Roboterhund „Spot“ soll das nun verhindern. Auf 100 Quadratmetern soll er Tag und Nacht auf Abstellgleisen patrouillieren. Spinnenartig tänzelt der rot-weiße Roboter dort in Kiesbetten umher, steigt über Gleise und begutachtet seine Umgebung. Erkennt er mit seinen drei Kameras, die vorne, hinten und rechts an seinem Körper angebracht sind, einen Sprayer, startet er eine Live-Übertragung und sendet einen Alarm an die zuständigen DB-Mitarbeiter. „Die rufen dann Einsatzkräfte der Bundespolizei“, erklärt Büttner das Vorgehen.
In seinem Revier kann sich Roboterhund Spot frei bewegen. „Er ist autonom und lädt sich an einer Ladestation selbst auf“, sagt Projektleiter Christoph Exner. Wenn er umfällt, steht er von allein wieder auf, er erkennt Hindernisse und vermeidet Kollisionen. „Spot fängt auch wild an zu strampeln, wenn man ihn hochhebt“, warnt Exner mögliche Diebe. Auch treten sollte man den Roboterhund besser nicht. „Er wiegt 40 Kilo, das kann sehr wehtun.“
Wo Spot das erste Mal auf Streifzug geht, möchte die Bahn nicht verraten. „Das bleibt Betriebsgeheimnis“, sagt S-Bahn-Chef Büttner und grinst. Schließlich soll Spot Sprayer auf frischer Tat erwischen und ihnen einen gehörigen Schrecken einjagen.