KOLUMNE

VON SUSANNE BREIT-KESSLER Hatschi!

von Redaktion

Die Corona-Zeiten scheinen vorbei zu sein. Menschen rücken wieder zusammen. Weniger inhaltlich. Das wirklich nicht. Weit davon entfernt. Mehr so räumlich. Man macht Besuche, feiert, isst und trinkt zusammen, tanzt und umarmt sich. Maskenlos natürlich, selbst wenn das nur den Wegfall der äußeren Masken betrifft. Ich genieße es jedenfalls, Menschen nicht nur in Videokonferenz-Kacheln, sondern leibhaftig zu sehen.

Aber die intensive Nähe bringt eines mit sich: Erkältungen. Denn wie vor Corona bleibt niemand zu Hause, wenn er oder sie von Krankheitserregern befallen ist. Man geht emsig zur Arbeit und nimmt an gesellschaftlichen Ereignissen teil, hustet, schnieft und rotzt sich durch Tag und Abend – ohne Rücksicht auf Verluste. Die sorgsam antrainierten Verhaltensweisen aus Pandemiezeiten – in die Ellenbeuge niesen, sich nicht die Hand geben oder um den Hals fallen, freundlich Abstand wahren: Alles weg. Wahrscheinlich fällt auch das Händewaschen wieder kürzer aus als zu Covid-Hochzeiten. Da reüssierte noch der Hinweis, dass die Länge eines Vaterunsers perfekt geeignet ist, um mit entsprechenden Reinigungsmitteln boshafte Viren von den Fingern zu kriegen. So wie das Vaterunser meiner Erfahrung nach ganz generell bestens taugt, um mit allerlei Argem erst einmal mental konstruktiv umzugehen. In Grippezeiten empfehle ich, zu Hause zu bleiben, wenn man krank ist. Draußen wird sowieso nur gestreikt. Auch wenn in der Arbeit viel los ist oder die Familie einen fordert – krank ist krank. Da ist Rücksicht auf sich selbst nötig – der gepeinigte Körper braucht Ruhe, Inhalationen, warme Bäder, Hühnersuppe und Ingwertee mit Zitrone und Honig. Vielleicht auch eine gute, spannende Serie im Fernsehen, bevorzugt von der BBC, dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk des Vereinigten Königreiches. Falls man nebenbei ein Nickerchen machen möchte, lieber einen romantischen Kostümfilm wählen. Da kommt man auch schneller wieder in die Handlung hinein.

Apropos Handlung: Es ist Rücksicht nicht allein auf die eigene Gesundheit, wenn man lieber daheim auf sich achtet. Es ist auch Fürsorge für andere, die man nicht dem grimmigen Überfall der eigenen Viren und Bakterien aussetzen möchte. Man muss Erkältung und Grippe nicht gleich als Körperverletzung ahnden, wie vor Jahren ein Jurist gefordert hatte. Aber wir sollten aufhören, Menschen als Helden und Heldinnen zu feiern, wenn sie sich röchelnd zur Arbeit und in die Welt schleppen, um dort andere zu infizieren. Warum ich das schreibe? Weil mich jemand angesteckt hat. Ich kenne den Übeltäter, verrate ihn aber nicht. Mich sehen Sie wieder, wenn ich fit bin.

Artikel 1 von 11