Die Retter der Josefi-Feier

von Redaktion

VON KATRIN WOITSCH

Bernbeuern – Manchmal ist es nicht leicht, ein Josef zu sein. Zum Beispiel wenn man ein kleiner Bub ist, katholisch erzogen wird und ausgerechnet an einem 19. März auf die Welt kommt. Alle anderen Kinder dürfen Namenstag und Geburtstag feiern, werden zweimal beschenkt. Für Sepp Wohlfahrt fallen beide Anlässe auf einen Tag zusammen. Als Kind hat er sich insgeheim das ein oder andere Mal gewünscht, seine Eltern hätten ihn einfach Georg getauft – so wie sie es ursprünglich vorhatten.

Heute ist alles anders. Er trägt seinen Vornamen mit Stolz. Und davon profitieren auch viele andere Josefs und Josefas. Denn für sie alle organisiert er mit einem befreundeten Josef seit mehr als drei Jahrzehnten einen besonderen Josefi-Tag.

Die Geschichte der Treffen auf dem Auerberg im Kreis Weilheim-Schongau beginnt mit einem Pfarrer und zwei Ministranten. Sie haben eines gemeinsam: Alle drei heißen Josef mit Vornamen. Das verbindet – auch über die Gottesdienste hinaus. Immer wieder kommen sie bei ihren Gesprächen auf ihren Schutzpatron, den Heiligen Josef. Pfarrer Josef Dolp berichtet seinen Ministranten, dass der Josefitag bis 1968 ein gesetzlicher Feiertag war. Und schließlich kommt die Idee auf, ihn zumindest auf dem Auerberg wieder einzuführen. Das Josefs-Trio wartet damit noch, bis die beiden Ministranten ihren Altardienst beendet haben. Doch einen Tag im Jahr soll es noch geben, an dem sie zu dritt gemeinsam in der Kirche stehen: den 19. März. Seit 1993 wird an diesem Tag in Gedenken des heiligen Josefs auf dem Auerberg eine heilige Messe gefeiert. Anschließend findet für alle, deren Namenspatron oder Schutzpatron der heilige Josef ist, ein Treffen in gemütlicher Runde statt. Deshalb sitzen neben den Josefs, Josefas und Josefinen immer auch Zimmerer auf dem Auerberg.

Was in den 90ern mit rund 50 Besuchern anfing, ist längst eine große Veranstaltung geworden. Josef Wohlfahrt hat nicht einen Josefitag auf dem Auerberg verpasst. Auch Sepp Waibl, in dessen Familie der Vorname Josef Tradition hat, war nur ein einziges Mal beruflich verhindert. Pfarrer Dolp ist schon vor gut 20 Jahren in den Ruhestand gegangen und in seinen Geburtsort Peißenberg zurückgekehrt. Seine beiden ehemaligen Ministranten haben noch bis vor zehn Jahren die Messe mitgestaltet. Dann mussten andere übernehmen. Sie konzentrieren sich seitdem auf die Organisation des Treffens. Eigentlich ein Selbstläufer, betont Wohlfahrt. Denn viele Josefas und Josefs haben am 19. März seit Jahren „Auerberg“ in den Terminkalender eingeplant. In einigen Jahren kamen sogar mal bis zu 170 Besucher. „Es hat sich längst rumgesprochen, dass es bei uns würdig und zünftig zugeht“, sagt Wohlfahrt. Waibl und ihn freut das natürlich. Auch, dass einige Gäste im Kinderwagen auf den Auerberg kommen. Oder im Teenager-Alter sind. „Eine Weile lang sind weniger Kinder auf den Namen getauft worden“, sagt Wohlfahrt. „In den letzten Jahren ist Josef oder Josefa aber wieder in Mode gekommen.“ Nachwuchssorgen müssen sie also nicht haben, sagt er und lacht.

90 Prozent der Gäste kommen fast jedes Jahr, schätzt er. Vom Sehen kennt Wohlfahrt fast alle, namentlich natürlich nicht. Wobei – die Trefferquote ist recht hoch, wenn er die Gäste als Josef oder Josefa anspricht.

Sepp Wohlfahrt organisiert die Treffen nicht nur, er archiviert sie auch. Er führt eine Art Tagebuch. Jedes Jahr notiert er, welche Musik gespielt wird, wer ministriert hat, welcher Pfarrer die Messe gefeiert hat. Einmal hat er dazu geschrieben, dass draußen 70 Zentimeter Schnee lagen, ein anderes Mal feierten sie den heiligen Josef bei schönstem Frühlingswetter. Und natürlich gehört auch die Anzahl der Josefs und Josefas jedes Jahr in den Bericht. Anfangs, als die Treffen noch klein waren, haben alle im Buch unterschrieben. Geht längst nicht mehr, die Idee ist ja zum Glück ziemlich ausgeufert.

Vergangenes Jahr war das Treffen besonders schön. Es war Sepp Wohlfahrts 50. Geburtstag. Bisher hat er das auf dem Auerberg ja immer ein bisschen geheim gehalten. Aber zum Runden gab’s eine große Überraschung, inklusive Geschenkkorb. Es geht eben doch, Namenstag und Geburtstag gleichzeitig zu feiern. Und wenn Wohlfahrt ganz ehrlich ist: Heute ist er froh, dass er auf den Namen Josef getauft wurde. „Für mich ist der Tag ein so großer Feiertag, wie er es vor 1968 gewesen ist.“

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