Atomkraftwerk Isar 2: Abriss beginnt

von Redaktion

VON DIRK WALTER

Essenbach – Freude sieht anders aus: Umweltminister Thorsten Glauber (FW) hat vergangenen Freitag den Bescheid zum Rückbau von Isar 2 erteilt. Das Atomgesetz des Bundes erzwinge das, erklärte Glauber. Er halte die Entscheidung für falsch. „Wir haben uns immer dafür eingesetzt, die Kernkraftwerke als klimafreundliche Brücke vorübergehend weiterlaufen zu lassen.“ Dass das Atomkraftwerk am 15. April 2023 als letztes bayerisches Akw planmäßig heruntergefahren worden sei, sei so ähnlich wie „einen kerngesunden 50-Jährigen in Rente zu schicken“. Ursprünglich hatte der Meiler eine Genehmigung bis 2034.

Isar 2 mit seinem markanten Kühlturm direkt an der Isar bei Essenbach (Kreis Landshut) war seit 1988 in Betrieb und lieferte 35 Jahre Strom – im Jahr durchschnittlich zwölf Prozent der Stromerzeugung in Bayern. Es gab zwar 88 meldepflichtige kleinere Störungen, jedoch keinen dramatischen Zwischenfall. Mit 1400 Megawatt Leistung war es unter den Top 10 der leistungsstärksten Atomkraftwerke in der Welt. Über die während der Laufzeit angefallenen radioaktiven Abfallmengen gibt es keine verlässlichen Angaben. Ein Endlager in Deutschland gibt es bisher nicht.

Nun ist Isar 2 Geschichte – genauso wie manch Ankündigung seitens der CSU, die die Abschaltung von Isar 2 im vergangenen Jahr mit massiven Protesten begleitet hatte. Ministerpräsident Markus Söder erklärte damals, er wolle eine Änderung des Atomgesetzes erzwingen, damit das Kraftwerk unter Landesregie weiterlaufen könnte. Geschehen ist das jedoch nicht. Essenbachs Bürgermeister Dieter Neubauer (CSU) hält den Ausstieg zwar für falsch, war jedoch von der Abrissgenehmigung jetzt nicht überrascht. „Die Messe war Ende letzten Jahres gelesen“ – damals erklärte PreußenElektra-Chef Guido Knopp, „das Thema Wiederinbetriebnahme“ sei schon aus technischen Gründen „definitiv vom Tisch“.

PreußenElektra als Betreiber der Anlage kündigte an, „nach Ostern loslegen“ zu wollen. Der Konzern hat Erfahrung: Beim Nachbarkraftwerk Isar 1 wird seit 2017 demontiert – die Arbeiten sollen 2032 abgeschlossen sein. Jährlich werden 2500 Tonnen demontiert und entsorgt.

Bei Isar 2 wurden die 193 hochradioaktiven Brennelemente bereits entnommen und in ein Zwischenlager auf dem Gelände transportiert. „Erste Arbeiten im Rückbau werden Demontagemaßnahmen im Bereich der Hauptkühlmittelpumpen sein“, erklärte PreussenElektra. Den Druckbehälter selbst zu zerlegen, wird eine Herausforderung: Die Wände sind über ein Meter dick. Der gesamte Abriss wird erneut auf 15 Jahre geschätzt – demnach wäre es Ende der 2030er-Jahre so weit.

Umweltminister Glauber erklärte, am Ende sollten die Flächen von Isar 2 „wieder frei nutzbar“ sein. „Ziel des Rückbaus ist die grüne Wiese.“ Das ist PreussenElektra aber zu wenig. Es werde versucht, „neue sinnvolle Nutzungsoptionen“ zu entwickeln.

Darauf ist auch Essenbachs Bürgermeister Neubauer gespannt: PreußenElektra werde das Gelände wohl behalten und nutzen, meint er. Ein Rückkauf durch die Gemeinde sei kein Thema, „wir haben keinen Goldesel“. Zu erwarten sei wohl „irgendetwas in Richtung Energieversorgung“.

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