Drei-Sterne-Überraschung am Chiemsee

von Redaktion

VON STEPHANIE EBNER

Grassau/München – Die Chemiesee-Region mausert sich zum neuen Gourmet-Hotspot und läuft dem Tegernsee zusehends den Rang ab – zumal die „Überfahrt“ seit Christian Jürgens Weggang (vormals drei Michelin-Sterne) nun erstmals seit über einem Jahrzehnt nicht mehr zu den Topadressen im Süden gehört.

Dafür Edip Sigls „ES:SENZ“. Der Deutsch-Türke erkochte dort in nur drei Jahren drei Michelin-Sterne. „Eine wirklich herausragende Entwicklung“ habe er damit im oberbayerischen Grassau vollzogen, lobten die Inspektoren das einzige neue Drei-Sterne-Restaurant Deutschlands. Mit seiner „kontrastreichen und zugleich harmonisch umgesetzten kreativen Küche“ stieg das Restaurant nach nur zwei Jahren mit zwei Sternen an die Spitze der internationalen Gastronomie auf.

Das Beste aus jeder Komponente eines Gerichts zu holen, gehört zu seinen besonderen Stärken. Der 39-Jährige ist in seiner Wahlheimat am Chiemsee tief verwurzelt. Das sieht man auch an seinen Gerichten: So stehen bei ihm Chiemsee-Renke auf Tomaten-Kombucha oder Rehrücken vom heimischen Jäger auf Rosinensoße auf der Karte. Seine Menüs heißen „Chiemgau pur“ und „Chiemgau goes around the world“ (Chiemgau geht um die Welt).

Wer im Freistaat exzellent essen möchte, hat die Qual der Wahl. Fast 100 Michelin-Sterne gehen heuer nach Bayern. Auch zwei der bundesweit drei neuen Zwei-Sterne-Restaurants befinden sich im Freistaat: Das „Komu“ in der Münchner Hackenstraße schaffte unter der Leitung von Küchenchef Christoph Kunz (38) direkt den Sprung in die zweithöchste Liga und darf sich als „opening of the year“ (Eröffnung des Jahres) über die Auszeichnung freuen. Christoph Kunz konnte die Auszeichnung nicht persönlich entgegennehmen, weil er krank zu Hause im Bett lag. Am Telefon sagte er: „Trotzdem ein unbeschreiblicher Moment.“ Mit dem Komu möchte er einen Ort anbieten, „an dem Genuss und Freude Hand in Hand gehen“. Auch beim Fine Dining dürfe es seiner Meinung nach leidenschaftlich, ausgelassen und ganz ungezwungen zugehen. Das zeigt allein seine „Schnitzel & Pearls“-Aktion: Jeden Samstagmittag bietet das Komu-Team für 85 Euro eine Kombi aus Schnitzel, Champagner und Kaviar. Wer das mal probieren will, muss sich gedulden. Das Team macht bis 9. April Urlaub.

In nur wenigen Monaten ist es Rosina Ostler (31) im „Alois“ gelungen, zwei Sterne zu erkochen. Die 31-Jährige hatte es erst im vergangenen Herbst in Dallmayrs Gourmetrestaurant nach München verschlagen. Die neue Küchenchefin steht für bayerische Küchentradition kombiniert mit skandinavischen Techniken. Sie ist eine der wenigen Frauen in der Sterneküche und hatte von Anfang an das Ziel, die zwei Sterne, die ihr Vorgänger Max Natmessnig erkocht hatte, zu halten. Das ist hier jetzt fulminant gelungen. Der Guide Michelin 2024 erscheint Anfang Mai und ist für 29,95 Euro im Buchhandel erhältlich.

Weitere Michelin-Sterne:

Der Michelin-Gourmetführer vergab so viele Sterne wie noch nie. Die meisten neuen Sterne gehen nach Oberbayern. Damit hat Bayern nun Baden-Württemberg überholt, das bislang über die meisten Sterne-Restaurants verfügte – hier die frisch Ausgezeichneten in der Region Oberbayern:

Drei Sterne: Grassau – ES:SENZ Zwei-Sterne-Restaurant: München – Komu; Berchtesgaden – PUR Ein-Sterne-Restaurants: Aschau im Chiemgau – Restaurant Residenz Heinz Winkler, Markt Indersdorf – MIND.

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