Ansturm auf Bayerns Campingplätze

von Redaktion

VON ANNA LIEBELT

München – Erst vor wenigen Tagen startete Tobias Timmermann mit seinem Campingplatz am Pilsensee (Kreis Starnberg) in die Saison. Seitdem herrscht reges Treiben auf den rund 160 Stellplätzen. Während Timmermann mit seinem Team noch die letzten Feinschliffe vornimmt, Leitungen prüft und Gras ansät, parken schon die ersten Gäste ihre Wohnmobile am Ufer. „Wir sind über Ostern komplett ausgebucht“, erklärt er. Für ihn heißt es jetzt: Endspurt bei den Vorbereitungen, bevor der Sturm auf den Campingplatz so richtig losgeht.

Damit ist der Betreiber im Fünfseenland längst nicht allein. Immer mehr Menschen verbringen ihren Urlaub auf dem Campingplatz. „Wir haben in den letzten Jahren immer mehr Nachfragen“, berichtet auch Maggie Anders vom Camping Resort Zugspitze in Grainau im Kreis Garmisch-Partenkirchen. „Teilweise müssen wir die Leute schon jetzt vertrösten.“ An den Osterfeiertagen ist am Fuß von Deutschlands höchstem Berg bereits alles besetzt. Für Juli und August gibt es nur noch wenige freie Stellplätze. „Wir bekommen durchgehend Anfragen für den Sommer“, berichtet Anders.

Das hat seinen Grund: Bayern wird bei Campern immer beliebter. Im vergangenen Jahr verzeichnete das Bayerische Landesamt für Statistik über 8,2 Millionen Übernachtungen auf Campingplätzen – ein Plus von sieben Prozent zum Vorjahr. Allein in Oberbayern schlugen rund 2,5 Millionen Camper ihr Lager unter freiem Himmel auf. Auch Schwaben und Mittelfranken sind beliebte Reiseziele.

Der Großteil der Campinggäste stammt dabei aus Deutschland. Die Berge locken jährlich über sieben Millionen Deutsche an den Alpenrand. Auch aus dem Ausland bevorzugen viele Menschen den Urlaub in Bayern. Die meisten ausländischen Camper reisen aus den Niederlanden, der Schweiz und Österreich an. Bei den Gästen aus Übersee handelt es sich vor allem um US-Amerikaner und Australier.

Mit dem Camping-Boom bemerken einige Betreiber jedoch einen Wandel bei ihren Gästen. Wo früher noch ein Meer aus bunten Zelten ihre Campingplätze prägte, reihen sich heute schwere Wohnmobile und modern ausgebaute VW-Busse aneinander. „Das klassische Camping im Zelt wird immer seltener“, berichtet Mitarbeiterin Maggie Anders. Auf dem Campingplatz an der Zugspitze sei das Übernachten im Zelt mittlerweile „eher etwas für die junge Generation – und auch nur, wenn es wärmer ist“.

Bayerns Campingplatzbetreiber haben auf diesen Wandel vielerorts bereits reagiert. Am Pilsensee stellt Betriebsleiter Tobias Timmermann seinen Gästen neben dem klassischen Platz auf einer Wiese auch voll ausgestattete Mobilheime, Schlaffässer oder Jagdhäuschen zur Auswahl. Im Camping Resort Zugspitze in Grainau können Camper sogar in Baumhäusern übernachten. Wer will, kann sich dort zudem ein eigenes Privatbad im Waschhaus mieten. Luxus, auf den längst nicht jeder Campingplatz setzt.

Vor drei Jahren starteten Steffen (45) und Julia Lorenz (39) als Campingplatzbetreiber im Bayerischen Wald neu durch. Seither werkeln die ehemaligen Münchner und Eltern von zwei Söhnen täglich auf ihrem Grundstück auf über 1000 Meter Höhe. „Wir wollen einen besonderen Ort schaffen, an dem Gemeinschaft und Natur im Vordergrund stehen“, sagt Julia Lorenz. Auf insgesamt 50 Stellplätzen möchte die Familie ihren Gästen das größtmögliche Naturerlebnis bieten. So reihen sich die Parzellen ohne Zäune aneinander, nur an ausgewählten Plätzen gibt es einen Stromanschluss, manche Stellen sind ausschließlich zu Fuß erreichbar oder nur mit einem Zelt bewohnbar. „Wir grenzen direkt an den Wald. Der Platz soll nachhaltig und familiär sein. Wir wollen keine Riesen-Maschinerie“, betont die 39-Jährige. Das Ziel der beiden Quereinsteiger: „Es soll sich wie Wildcampen anfühlen“, erklärt Steffen Lorenz. Kleine Konzerte und gemeinsame Feuerstellen sorgen für einen gemütlichen Austausch unter den Gästen. „Das war immer unser Traum“, schwärmt Julia Lorenz.

Wegen der Schneeschmelze öffnet die Familie allerdings erst zum 1. Mai ihre Tore. Auf die ersten Gäste freuen sich Julia und Steffen Lorenz aber schon jetzt.

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