Der Lichtschweif-Komet besucht Bayern

von Redaktion

Alle 70 Jahre ist 12 P/Pons-Brooks am Himmel zu sehen – dieser Tage sogar mit bloßem Auge

VON CARINA ZIMNIOK

Deining – Marco Sproviero (51) hat sich am Montagabend warm angezogen, seine Kamera eingepackt und sein Fernglas. Dann fuhr der 51-Jährige zur Ludwigshöhe in der Nähe des Deininger Weihers im Landkreis München –und wartete. Und zwar auf eine himmlische Besonderheit namens 12 P/Pons-Brooks. Der Komet ist von der Erde aus etwa alle 70 Jahre zu sehen – in diesen Tagen ist es wieder so weit.

Marco Sproviero ist Amateur-Astronom und Mitglied der Beobachtergruppe in der Sternwarte des Deutschen Museums. Er ist gut ausgerüstet, um den Himmel zu beobachten – auf der Ludwigshöhe hatte er aber kein Teleskop dabei, sondern nur sein Fernglas. Trotzdem hat der 51-Jährige 12 P/Pons-Brooks gesehen, durch sein Fernglas. „Das war wirklich toll“, sagt er. In den nächsten Tagen wandert der Komet noch ein bisschen, sodass er bei klarer Sicht sogar mit bloßem Auge zu sehen sein kann – das macht ihn auch so besonders. Die wichtigsten Informationen rund um 12 P/Pons-Brooks.

Woher kommt der Name?

Seinen Namen hat der Komet von seinen Entdeckern. Der Komet Pons-Brooks war im Juli 1812 von Jean-Louis Pons am Marseille Observatorium entdeckt und 1883 von William Robert Brooks wiederentdeckt worden. Aufzeichnungen zufolge ist er aber auch schon hunderte Jahre vorher am Himmel gesehen und dokumentiert worden. Es handelt sich um einen Verwandten des Halleyschen Kometen – also einer, der in seiner Umlaufbahn immer wieder um die Sonne kreist.

Was ist ein Komet?

Kometen kommen vom äußersten kalten Rand des Sonnensystems und sind Himmelskörper, die bei der Planetenentstehung nicht verbraucht wurden. Sie bestehen dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt zufolge aus Staubkörnern, organischen Molekülen und wegen ihrer niedrigen Temperatur aus gefrorenen Gasen. Der Münchner Amateur-Astronom Marco Sproviero sagt: „Ganz platt gesagt ist das ein schmutziger Schneeball oder ein staubiger Eisklumpen.“ Der hohe Anteil flüchtiger Materie unterscheidet Kometen von Asteroiden.

Wie groß ist der 12 P/Pons-Brooks?

Der vermutlich rund 30 Kilometer große Komet ist circa 240 Millionen Kilometer von unserem Heimatplaneten entfernt und damit weiter weg als das Zentrum unseres Sonnensystems. Eine Besonderheit von 12 P/Pons-Brooks ist laut Sproviero, dass er immer mal wieder „Helligkeitsausbrüche“ hat. Auf der Oberfläche brechen eine Art Geysire aus, die Gas und Staub ausspucken und so für den grünlich-gelb schimmernden typischen Schweif sorgen. Die Koma – eine neblige Hülle um den nicht sichtbaren Kometenkern – und der Schweif entstehen, wenn solche Himmelskörper auf ihrer Umlaufbahn in Sonnennähe kommen und sich erwärmen. Bei 12 P/Pons-Brooks ist der Schweif Experten zufolge über zehn Millionen Kilometer lang.

Wann kann man ihn am besten sehen?

Bis Anfang April dürfte der Komet auch für Astronomie-Anfänger gut zu identifizieren sein. Ideal ist es, mit der Beobachtung in der Dämmerung zu starten. Marco Sproviero hat seinen Posten am Montagabend gegen 19.15 Uhr bezogen. „Ab 19.45 Uhr konnte man ihn sehen“, sagt er. Eine halbe Stunde später seien allerdings Wolken aufgezogen – und der Komet verblasste, weil er sich entfernt hatte.

Der Münchner empfiehlt einen Aussichtspunkt mit freier Sicht auf Nordwest. Der Komet steht eher niedrig am Abendhimmel. Ein guter Anhaltspunkt ist der helle Jupiter, der mit bloßem Auge gut erkennbar ist. „Etwa eineinhalb Handbreit rechts neben Jupiter sieht man den Kometen“, sagt Sproviero. Wer ihn jetzt verpasst, muss 70 Jahre auf ein Wiedersehen warten.  mit dpa

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