Passau – Der Passauer Bischof Stefan Oster ist eigentlich bekannt als harter Hund, wenn es um kirchliche Moral und Glaubensgrundsätze geht. Der 58-Jährige vertritt sehr konservative Positionen bei Themen wie Frauenpriestertum, Zölibat oder Homosexualität. Bekannt sind aber auch seine Witze, die er jedes am Ende des Ostergottesdienstes im Dom St. Stefan zum Besten gibt. Das ist der Tradition des „Risus Paschalis“, des Osterlachens geschuldet. Es ist seit dem 9. Jahrhundert in der Liturgie der katholischen Kirche belegt. Aus Sicht der Kirche ist die Auferstehung Jesu als höchstes Fest der Kirche ein Grund für überschwängliche Freude. Diese Freude sollen auch die Osterwitze verbreiten.
Seinen Witz trug er dieses Mal aus dem Werk „Das neue kleine Buch vom Osterlachen“ vor, an dessen Veröffentlichung auch der Münchner Pfarrer Rainer Maria Schießler mitgewirkt hat. In dem Witz geht es um eine Verwechslung zwischen einem heiligen und einem stillen Örtchen, die sich in den 1920er-Jahren zugetragen haben soll (siehe Kasten). Bevor Oster zu lesen begann, sagte er entschuldigend: „Wenn der Witz vielleicht ein bisschen anstößig ist, ich finde ihn echt witzig –, dann bitte ich, mir zu verzeihen.“ Der Passauer Bischof hatte Mühe, den Witz bis zum Ende vorzutragen – er musste selbst immer wieder lachen. Den Gottesdienstbesuchern und den Ministranten ging es ganz ähnlich. Am Ende gab es sogar Applaus für Stefan Oster und einige wischten sich Lachtränen aus dem Gesicht – seltene Szenen in einer katholischen Kirche.
Auch im Internet kam der Osterwitz gut an. Die Szene wurde gefilmt und auf der Online-Plattform Youtube hochgeladen. Schon in den Vorjahren waren die Oster-witze viral gegangen. Vergangenes Jahr gab es bereits über 435 000 Klicks. Das hat Stefan Oster dieses Jahr getoppt: Bis gestern Nachmittag hatten bereits über 749 000 Menschen das Video angeschaut. „Ich hab Tränen gelacht“, schreibt eine Frau. „Es tut gut zu erleben, dass auch ein Geistlicher herzhaft lachen kann“, schreibt ein anderer. Und eine weitere Zuschauerin findet: „Ein größeres Kompliment kann man seinem Herrgott nicht machen, als ihm mal einen kollektiven lauten Lacher zu schicken.“ we/mm