Ralf Hallmann weiß, wie die neue Feuerwehrwache in Garching aus der Vogelperspektive aussieht. Er kann auch beschreiben, wie das Muster aussieht, das Mähdrescher im Feld hinterlassen – oder viele andere Fragen beantworten, für die man die Vogelperspektive braucht. Denn der 44-Jährige aus Dirnismaning im Kreis München ist gewerblicher Copter-Pilot. Und er und seine Drohne können sich vor Aufträgen kaum retten, sagt er.
Hauptberuflich arbeitet Hallmann als U-Bahn-Fahrer bei der MVG. Zu seinem 40. Geburtstag wünschte er sich eine Drohne. Schon bald kannte er sich mit der Technik, mit Blenden und Belichtungszeiten genau aus. Er übte fleißig und machte schließlich den großen Drohnenführerschein. „Ich wollte einfach wissen: Was darf ich und was darf ich nicht“, sagt er. Der Kurs dauerte ein Wochenende lang und kostete ein paar hundert Euro. Hallmann musste Fragen zur Meteorologie, zu Luftraum und Navigation beantworten. Der Führerschein ist für das Fliegen von Drohnen über 250 Gramm Pflicht. Und bevor er seine Drohne in die Lüfte schickt, muss er eine Liste abarbeiten: Er muss beispielsweise prüfen, ob sie einer Flugverbotszone nahe kommen könnte. Außerdem dürfen Drohnen nicht über sensiblen Bereichen wie Menschenansammlungen oder Rettungseinsätzen fliegen. Auch An- und Abflugbereiche von Flugplätzen und Wohngrundstücken sind tabu. „Ich rufe sogar bei der Polizei an und melde den Flug an, damit sich keiner wundert“, berichtet Hallmann. Als gewerblicher Pilot hat er zwar manche Sondergenehmigungen, an das Luftverkehrsgesetz muss er sich trotzdem halten. „Wer das nicht macht und erwischt wird, kann mit einer saftigen Strafe rechnen.“ Es drohen Bußgelder von bis zu 50 000 Euro.
Aus seinem Hobby wurde im Mai vor drei Jahren ein kleines Gewerbe. Hallmann ist mittlerweile in ganz Bayern und Österreich unterwegs. Er dokumentiert Gebäude-, Flur- und Wildschäden, fotografiert Immobilien für Makler und Besitzer und dreht Imagefilme. Sein aktuelles Projekt ist der Neubau der Garchinger Feuerwehrwache. „Ich mache jede Woche ein Foto der Baustelle. Am Ende soll ein Film daraus entstehen.“ Ein paar Mal hat er schon überlegt, seinen Job als U-Bahn-Fahrer aufzugeben und sich ganz dem Drohnengeschäft zu widmen. Aber er will sich seine Aufträge aussuchen können, das hält ihn davon ab. Außerdem mag er die Mischung – den Blick von ganz unten und ganz oben. LAURA FORSTER