Die weiße Gefahr im Grünen

von Redaktion

VON JOHANNES WELTE

Pertisau/Eichstätt – Eine Wanderung auf den Bärenkopf am Achenseee in Tirol endete am Dienstag für eine Wandergruppe aus dem Landkreis Eichstätt tragisch. Eine Lawine riss einen 19-Jährigen in den Tod. Einer seiner Kameraden wurde verletzt. Die Gruppe war laut Tiroler Polizei von Pertisau über das Weißenbachtal Richtung Bärenkopf (1991 Meter) aufgestiegen. Den Abstieg planten die Wanderer über die nordwestlich vom Bärenkopf gelegene Bärenbadalm. Allerdings fanden sie trotz des Tauwetters der vergangenen Tage mehr Schnee vor als erwartet. Die Gruppe beschloss darum auf etwa 1800 Höhenmetern, den Gipfelanstieg auszulassen und direkt über die Bärenbadalm abzusteigen.

„Als sie gegen 15 Uhr auf einer Höhe von 1850 Metern Steigspuren im Schnee, welche in etwa auf Höhe des dortigen Steiges Richtung Bärenbadalm verliefen, folgten, löste sich im Hang circa 30 Meter über ihnen eine Gleitschneelawine“, so die Polizei. Zwei 19-Jährige, die vorausgegangen waren, wurden von der Lawine mitgerissen. „Die anderen Gruppenmitglieder konnten einige Meter zurücklaufen und wurden von der Lawine nicht erfasst.“ Die fünf setzten sofort einen Notruf ab und warteten auf Hilfe.

Einer der beiden mitgerissenen jungen Männer wurde nach etwa 250 Höhenmetern von der Lawine freigegeben und blieb verletzt daneben liegen. Er wurde von einem Notarzt-Hubschrauber per Tau geborgen und ins Krankenhaus Schwaz geflogen. Sein gleichaltriger Freund wurde 330 Höhenmeter mitgerissen und einen Meter tief komplett verschüttet.

Die angerückten Bergretter suchten mit Sondierstangen nach ihm und gruben den Verschütteten um 16.23 Uhr aus. Der junge Mann aus Pollenfeld hatte aber tödliche Verletzungen erlitten. Laut Lawinenwarndienst Tirol handelte es sich bei der Lawine um eine Gleitschneelawine, die auf einem sehr steilen Grashang mit mehr als 35 Grad abglitt. Die Gruppe habe die Lawine also nicht selbst ausgelöst. „Aufgrund der außerordentlich warmen Witterung der vorangegangenen Tage waren allerdings die Voraussetzungen für Gleitschneelawinen zum Unfallzeitpunkt tendenziell erhöht“, heißt es weiter.

Durch Schneeschmelze und Regen sei der Schnee ziemlich nass gewesen. „Dies vermindert die Reibung und erhöht die Wahrscheinlichkeit von Gleitschneelawinen.“ Aktuell habe man es in der Höhe „mit einer immer noch überdurchschnittlich mächtigen Schneedecke“ zu tun. Gleichzeitig liege in tiefen und mittleren Lagen kein bzw. kaum mehr Schnee. Abschließend warnen die Experten: „Lawinen, die in der Höhe brechen, können – wie auch bei diesem Lawinenabgang – bis ins Grüne vorstoßen.“

Das Bayerische Landesamt für Umwelt warnt: „Auch im Bayerischen Alpenraum können derartige Lawinenabgänge zur Zeit passieren.“ Vor allem steile schneebedeckte Grashänge seien gefährlich. „Die Schneedecke gleitet dann an Hängen mit glattem Untergrund wie auf einer Rutschbahn ab.“ Thomas Bucher, Sprecher des Deutschen Alpenvereins, rät: „Vorerst lieber an sonnenexponierten Hängen unterhalb von 1500 Metern wandern.“

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