Turnschuh-Touris am Berg

von Redaktion

Zugspitze: Bergwacht rettet erneut unbedarfte Wanderer

Garmisch-Partenkirchen – Auf der Zugspitze liegen 2,70 Meter Schnee, Tag und Nacht herrschen zweistellige Minusgrade. Trotzdem versuchten am Dienstag zwei Niederländer, in Turnschuhen und Jogginghose vom Tal aus den Gipfel zu erklimmen. Der Versuch endete mit einem Einsatz der Bergrettung – nicht der erste dieser Art in den vergangenen Tagen.

Gegen 15 Uhr wurden die Retter von den Niederländern zu Hilfe gerufen. Das Duo wollte zu Fuß über das Reintal zur Zugspitze aufsteigen. Nahe der derzeit geschlossenen Knorrhütte auf rund 2000 Metern Höhe kamen sie wegen des hohen Schnees nicht mehr weiter. „Es zeigte sich, dass weder Turnschuhe noch Jogginghose für eine Zugspitzbesteigung im Winter geeignet sind“, so die Bergwacht Garmisch-Partenkirchen auf Facebook.

Die beiden wurden von zwei Einsatzkräften und einem Polizeihubschrauber bei turbulenten Windverhältnissen geborgen, so die Bergwacht. Kummer dieser Art ist Toni Gehringer, Leiter der Bergwacht Garmisch-Partenkirchen, gewohnt. „Mitte April liegt in den Hochlagen noch viel Schnee, der bei erneutem Schneefall oberhalb von 900 Metern liegen bleibt. Das war den beiden offenbar nicht bewusst.“ Für Gehringer ein Beispiel für schlechte Tourenplanung. „Man muss sich über die aktuellen Tourenverhältnisse informieren und nicht nur Tourenbeschreibungen im Internet studieren, die für Sommertouren gedacht sind.“

Das nächste Problem: „Viele kehren nicht um, wenn es notwendig wäre.“ In diesem Fall hätte es geholfen, sich über den Skibetrieb auf der Zugspitze zu informieren. „Dort laufen die Lifte noch“, sagt Gehringer. Nur am Dienstag war Sturmpause.

Erst Mitte März rückten Gehringers Leute aus, um vier Wanderer zu retten, die im Reintal auf 1500 Metern nicht mehr weiterkamen. „Klappspaten, Bunsenbrenner, diverse Planen und Rucksäcke mit mehr als 50 Litern Inhalt mögen im Flachland adäquate Campingutensilien sein, im Gebirge sind sie völlig fehl am Platz und völlig ungeeignet“.

Auch Willi Kraus, Bereitschaftsleiter der Bergwacht Grainau, kennt das Problem, dass im Frühjahr die Berge unterschätzt werden: „Wir hatten erst zwei Franzosen, die bei Föhnsturm mit Tourenschuhen und Tourenrucksack auf die Alpspitze wollten.“ Die beiden hätten sich verirrt und am Nachmittag um Hilfe gerufen. Auch sie wurden per Hubschrauber geborgen. JOHANNES WELTE

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