Ein Maibock mit Pitbull und Pandabären

von Redaktion

Django Asül derbleckt die Staatsregierung im Hofbräu – Es trifft vor allem Hubert Aiwanger

VON CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER

München – Vermutlich ahnt er, dass das kein angenehmer Abend wird. Wortkarg stapft Hubert Aiwanger in den Maibock-Saal des Hofbräuhauses. Was er erwarte? „Das Übliche“, brummt er. Ja, das mag stimmen. Es ist ja auch absehbar: Wie schon am Nockherberg wird der Freie-Wähler-Chef noch einmal hart hergewatscht für die Flugblatt-Affäre. Auch wenn sie nun bald ein Jahr her ist, prägt sie das Derblecken beim Anstich.

Django Asül, niederbayerischer Landsmann, setzt auch da seinen bewährten Stil an: nicht laut, nicht plump, eher eine hingeschlenzte rhetorische Genickwatschn. Das vermengt sich dann in guten Momenten zu beißendem Spott: Wie Aiwanger mit der „Süddeutschen Zeitung als Medienpartner“ eine Affäre durchgestanden und damit einen fulminanten Wahlsieg eingefahren habe, erklärt Asül minutenlang.

Es ist im Klartext schon auch scharfe Kritik an der Zeitung, die letztlich dabei scheiterte, Aiwangers Urheberschaft für das antisemitische Flugblatt nachzuweisen. Und am Freie-Wähler-Chef, der sich in seinen Erklärungen so wand. „Denn lieber entschuldigt man sich für etwas, woran man sich nicht erinnern kann. Als dass man sich nicht entschuldigt, obwohl man sich erinnern kann“, spottet der Maibock-Redner.

Es ist recht viel Rückschau. Arg viel Aiwanger, noch mehr als die letzten Male 2019 und 2023. Sogar Hausherr und Finanzminister Albert Füracker klopft in seiner Begrüßungsrede einen Bruder-Witz nach dem anderen. Zwischendrin wird es aber auch mal lustiger. Über Sahra Wagenknechts neue Partei witzelt Asül, sie fahre einen „knallharten Linksrechts-Kurs: Migrationspolitik wie die Union, Sozialpolitik wie die Linke, Wirtschaftspolitik wie Alfons Schuhbeck“. Über Söders China-Reise, endlich was Aktuelles, lästert Asül, vermutlich hätten all die Pandabären gefragt, wo Söder immer seine hässlichen Pullis herbekomme.

Was rein muss in die 14. Rede des Kabarettisten: der Cannabis-Zoff. Asül greift genüsslich, nun unter mehr Beifall, auf, dass er all das beim Starkbieranstich vorträgt (übrigens durch Füracker mit zwei Schlägen). „Eine Maß Starkbier entspricht mindestens drei Joints – also wofür Cannabis?“ Die Ampel-Politik sei halt „bei vollem Bewusstsein nicht zu ertragen. Drum muss man das Volk rechtzeitig zudröhnen.“

Für die Gegner der Legalisierung, also die fast vollständig versammelte Staatsregierung, hat Asül Tipps parat. Er lobt Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU), sonst nicht gerade Stammgast in Fastenpredigten: „Wie sie sich auf das Thema Cannabis gestürzt hat – dagegen ist ein Pitbull der reinste Goldhamster.“ Und er rät, für einfache Kiff-Verbote am besten die Abstandsregeln aus dem Bundesgesetz zu nutzen und „überall Guerilla-Spielplätze zu errichten – zwei Quadratmeter Kunstrasen und ein Schaukelpferd drauf“. Schon darf in 100 Meter Umkreis nicht mehr gekifft werden.

Asüls Auftritt in der Staatsbrauerei ist wieder ein Mix aus anarchisch, hintersinnig, teils kalauerig. Das genügt für einen sehr unterhaltsamen Abend, den der BR leicht zeitversetzt um 20:15 Uhr übertragen hat.

Es sei hier „weniger hochgezüchtet als der Nockherberg, ursprünglicher“, sagt Ministerpräsident Markus Söder schon vor seinem Einmarsch mit der Blaskapelle Höhenkirchen-Siegertsbrunn. Das ist dann wohl ein Lob. An alle, die härter hergewatscht werden als er, hat er einen Rat. „Ach, das ist eigentlich … wurscht.“

Artikel 4 von 11