Landshut – Archäologen haben in einem Gräberfeld bei Landshut das Grab eines bajuwarischen Stammesfürsten aus dem Frühmittelalter ausgegraben. Unter den wertvollen Grabbeigaben gilt ein Trinkbecher als kleine Sensation. Denn: Er zeigt, wie die Vorfahren der Bayern gefeiert und getrunken haben.
Der Stammesfürst war zwischen 50 und 60 Jahre alt. Obwohl sein Grab geplündert und dabei seine Waffen gestohlen worden sind, geben die restlichen Funde viel preis: Ein mit Goldfäden durchwirktes Stirnband, seine aus Eisen hergestellten Sporen, die Riemenzunge seines Gürtels und die Schnalle, in die goldglänzende Messingstreifen eingelegt waren, deuten auf einen hohen sozialen Status hin. Der 1,75 Meter große Mann war ein berittener Krieger und hatte ein bewegtes Leben hinter sich, als er zwischen 662 und 687 nach Christus starb. Nach einem Reitunfall verheilten seine Rippenbrüche zwar, verursachten ihm aber weiter Schmerzen, sagt Kreisarchäologe Thomas Richter. Genau wie seine von Karies befallenen Zähne.
15 Zentimeter hoch und sieben Zentimeter groß ist der Holzbecher, den die Archäologen im Grab gefunden haben. Und der sogenannte Tummler ist etwas Besonderes: Er hat keinen geraden Boden. „Das lässt Rückschlüsse auf die Trinkgewohnheiten der Bajuwaren zu“, sagt Richter. „Man konnte diesen Becher nicht auf den Tisch stellen, man musste ihn auf ex trinken. Erst dann war es möglich, ihn über Kopf auf den Tisch zu stellen.“
Auch die fränkischen Merowinger am Rhein tranken aus Tummlern. Die waren aber aus Glas – damals großer Luxus, weil es viel schneller brach als Holzbecher. Letzterer war für wilde Trinkgelage geeignet. Richter nennt sie „männerbündische Rituale“ – die Gesellschaft sei damals patriarchalisch gewesen. „Ein solcher Holzbecher ist im mitteleuropäischen Raum bisher ohne Vergleich.“
Und was haben die Bajuwaren getrunken? „Bestimmt kein Wasser“, stellt Richter klar. Maria Ebbinghaus vom Landesamt für Denkmalpflege erklärt: „Es kann angenommen werden, dass der Tummler zum Verzehr alkoholhaltiger Getränke diente. In Betracht kommen: Met, Bier, nach einem Befund aus Baden-Württemberg eventuell mit Honig und Hopfen gewürzt, und Wein.“ Urkunden belegen, dass der damals schon angebaut wurde. JOHANNES WELTE