München – Nach langem Gezerre ist nun eine Lösung im Streit um die Anbindehaltung in Sicht: Die Kombihaltung – Anbindehaltung im Winter und Weidehaltung im Frühling und Sommer – soll im überarbeiteten Referentenentwurf des Bundeslandwirtschaftsministeriums für die kleinstrukturierte Landwirtschaft auch künftig möglich bleiben. Das teilte die Landtagsfraktion der Grünen gestern mit. Voraussetzung für die Ausnahmeregelung: „Die Tiere müssen auch außerhalb der Weidesaison zweimal pro Woche Auslauf erhalten.“ Wer dafür einen Laufhof errichten muss, soll eine Bundesförderung erhalten.
Ludwig Hartmann, Mitglied des Fraktionsvorstands der Grünen und Vizepräsident des Bayerischen Landtags, hatte sich im Kontakt mit Cem Özdemir, dem grünen Bundesagrarminister, besonders für die Kombihaltung eingesetzt (wir berichteten). „Wir sollten nicht die Landwirte, die sich die Arbeit mit der Weidehaltung machen und Almwirtschaft betreiben, gleichsetzen mit den Bauern, die ganzjährige Anbindehaltung betreiben“, sagte er damals unserer Zeitung. Jetzt freut er sich über einen „ganz guten Kompromiss auch für die Bedürfnisse der klein strukturierten Landwirtschaft, wie wir sie in Bayern haben und für unsere Almbauern“. Die Kombihaltung mit Auslauf im Winter ist nach dem Referentenentwurf an den bestehenden Betrieb gebunden – das heißt: Die Kombihaltung bleibt auch nach einer Hofübergabe möglich. „Das ist ein ganz wichtiges Signal an die Landwirte. Sie können guten Gewissens den Hof an ihre Kinder übergeben“, sagt Hartmann. Es gebe gleichzeitig die Verbesserung fürs Tierwohl mit dem Auslauf abseits der Weidezeit. Überdies regele das Gesetz klar: „Ganzjährige Anbindehaltung hat in Deutschland keine Zukunft.“ Sie läuft in zehn Jahren aus. Besonders freut Hartmann, dass der Kompromiss ohne Streit „diplomatisch in der Telefon- und Handydiplomatie“ erreicht worden sei. Keine Selbstverständlichkeit in der Ampelkoalition.
Der Bauernverband ist nicht begeistert. Laut Bauernpräsident Günther Felßner komme zwar endlich Bewegung in die politische Diskussion – aber „von einem guten Kompromiss kann bei Weitem nicht die Rede sein“, sagt er auf Anfrage. Für zwei Drittel der Kombinationshalter besonders im Alpenraum sei das keine Lösung. Sie könnten die hohen Anforderungen von Weide und einem zusätzlichen Winterauslauf nicht erfüllen, weil es oft einfach an Platz mangele.
Das seien genau die Betriebe, die die sensiblen Grünlandflächen im Gebirge bewirtschafteten, die Grenzstandorte pflegten, die einen extrem hohen ökologischen Wert hätten. „Daher muss die seit Jahren definierte und im Markt etablierte Kombinationshaltung mit 120 Tagen Bewegung im Jahr dauerhaft anerkannt sein und Bestand haben“, so der Bauernpräsident. Dass die bayerischen Grünen sich für die Bauern eingesetzt hätten, erkennen die Landwirte an. Die „minimalen Korrekturen“ aber als großen Erfolg zu verkaufen, sei unredlich. CLAUDIA MÖLLERS