Bayern droht ein Mücken-Sommer

von Redaktion

Experte Helge Kampen. © privat

Die Tigermücke ist nun auch in Bayern unterwegs. © dpa

Mückenschutz könnte diesen Sommer noch wichtiger werden: Das warme Frühjahr wird zu vielen Mücken führen. © Getty Images

München – Es ist ausgerechnet ein unbeliebtes Tier wie die Stechmücke, das vom Klimawandel profitiert. Die Saison, in der sich die Blutsauger vermehren können, wird immer länger, sagt Helge Kampen, Mücken-Experte und Laborleiter am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI). Es wird früher warm und bleibt auch länger warm – das war in den vergangenen Jahren zu beobachten, sagt der Wissenschaftler. Nicht nur Sommer-Liebhaber freuen sich darüber: „Mücken können damit ihre Populationsdichte erhöhen und sich immer weiter vermehren.“

Die hohen Temperaturen von 27 Grad schon am ersten April-Wochenende sind ein Parade-Beispiel für diesen Trend. Die ganze Natur ist drei bis vier Wochen früher dran, sagt Kampen. Schon im März habe man Eier der Hausmücke gefunden, die es sonst erst im April gibt.

Um Eier legen zu können, saugen die überwinterten Weibchen Blut. Innerhalb von drei, vier Tagen legen sie ihre Eier ab – 250 bis 300 Stück, aus denen je nach Bedingungen auch genauso viele Mücken werden können. Je früher die Mücken im Frühling damit anfangen, sich zu vermehren, desto mehr Generationen entstehen im Laufe des Sommers. Hinzu kommt, dass allein eine Mücke innerhalb ihrer Lebensdauer von vier bis sechs Wochen fünfmal Eier legen kann. Und wenn es mit dem Klimawandel noch wärmer draußen wird, geht der ganze Vorgang sogar noch schneller.

Zur Beruhigung: Dass die Mücken-Saison tendenziell länger wird, heißt nicht, dass heuer gleich eine Plage auf Bayern zukommt. Denn zum Glück gibt es da ja auch noch die Fressfeinde. Fische und Amphibien machen sich oft über die Larven im Wasser her, und die ausgewachsenen Mücken werden von Vögeln, Fledermäusen oder auch Insekten wie Libellen gefressen. Auch wenn sie lästig sind: Mücken sind durchaus wichtig in der Nahrungskette. Zum Teil sind sie sogar auch Bestäuber, sagt Kampen. Das ist aber nicht vergleichbar mit Bienen.

Außerdem verhindert das wechselhafte Wetter in Bayern, dass die Mücken-Population explodiert. Denn die Tiere mögen es dauerhaft warm und feucht, so konstant ist das Wetter aber nie.

Sicher ist dennoch: Der Klimawandel kommt – und damit auch Mückenarten, die hier eigentlich gar nicht heimisch sind. Beispielsweise die Tigermücke, die zum Teil tödliche Viren überträgt, fühlt sich durch die Erderwärmung in Bayern plötzlich wohl. Sie kommt vor allem mit Urlaubern aus Süd-Europa, weiß Kampen. „Sie entwickelt sich hier weiter und kommt damit immer besser mit den Bedingungen klar“ (siehe Kasten).

Damit das FLl erfährt, wo es die Tiere schon gibt, bittet es die Bevölkerung darum, tote Mücken einzusenden. „Die sehen wir uns an. Dann machen wir eine Art-Identifizierung und wenn wir Tigermücken feststellen, melden wir das den Behörden“, erklärt Kampen. Wer auch einen wichtigen Beitrag leisten will, fängt Mücken am besten in einem Marmeladenglas ein, legt sie über Nacht ins Tiefkühlfach und sendet sie dann ans Institut.

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