INTERVIEW

Der Zauber der Verblüffung

von Redaktion

Drei Männer haben vor 30 Jahren die Magic Mondays in München erfunden

Sie bringen jedes Gehirn zum Staunen: Thomas Fraps (rechts) hat mit Ben Profane und Gaston Florin (nicht auf dem Bild) vor 30 Jahren die Magic Mondays gegründet. Seit damals sind die Shows fast immer ausverkauft. © Marcus Schlaf

Als Thomas Fraps, Gaston Florin und Ben Profane sich kennenlernten, waren sie Physikstudenten. Seit mehr als 30 Jahren setzen die drei Hobby-Zauberer in München mit vielen befreundeten Kollegen einmal im Monat die Naturgesetze außer Kraft. Ihre Magic-Monday-Shows sind fast immer ausverkauft. Deshalb organisieren sie zum 30. Geburtstag eine ganze Zauberwoche. Thomas Fraps berichtet, warum wir alle so gerne hemmungslos staunen.

Was macht den Zauber der Zauberer aus?

Die Illusion der Unmöglichkeit. Auf der Zauberbühne passieren Dinge, die eigentlich nur in der Fantasie möglich sind. Zauberei löst ein freudiges Staunen aus, so wie Kinder es noch können. Erwachsene haben eine Art Verblüffungsresistenz – gegen die zaubern wir an. Während unserer Vorführung erleben sie die Welt für ein paar Sekunden mit anderen Augen.

Sie sind studierter Physiker. Wie kam es, dass Sie als Zauberer begonnen haben, die Naturgesetze außer Kraft zu setzen?

Die Zauberei war vor der Physik meine Leidenschaft. Ich habe schon mit 12, 13 angefangen zu zaubern. Während des Studiums hatte ich die ersten professionellen Auftritte mit Gage. Ich lernte andere Zauberer kennen, erfuhr vom magischen Zirkel, der sich auch in München getroffen hat, und wurde dort Mitglied. Nach meinem Studium wollte ich erst mal allen Zauberideen, die ich hatte, nachgehen. Daran bin ich kleben geblieben wie der Pumuckl am Leimtopf. Die Zauberei hat die Vernunft besiegt.

1994 haben Sie mit Ihren Freunden Ben Profane und Gaston Florin den Magic Monday eingeführt. Was war damals Ihr Plan?

1994 gab es Zauberweltmeisterschaft in Yokohama, Gaston Florin hatte sich dafür qualifiziert und die Idee, vorher noch mit weiteren Teilnehmern zu proben. Am besten natürlich vor Publikum. Er hatte bereits Kontakt zu einem Theater, so bekamen wir die Bühne – und der Magic Monday und die erste Münchner Zauberwoche war geboren. Unsere Hoffnung war es, ein Publikum zu finden. Anfangs hatten wir vielleicht 25 Zuschauer. Natürlich haben wir gehofft, dass unsere Zauberabende bleiben. Aber wir haben nie auf 30 Jahre zu hoffen gewagt.

Zum Magic Monday kommen Zauberer aus dem ganzen Land nach München. Ist ein großes Netzwerk entstanden?

In Deutschland gibt es einen magischen Zirkel bereits seit 1912. Über Zauberwettbewerbe haben wir viele Kollegen kennengelernt und zur ersten Zauberwoche eingeladen. Die Zauberer, die nun zu unserem Jubiläum kommen, sind alle Freunde geworden. Einige von ihnen waren noch nicht geboren, als wir mit dem Magic Monday anfingen.

Sie zaubern keine weißen Kaninchen aus Zylindern, auf Ihrer Bühne ist auch Platz für Comedy. Muss Zauberei heute moderner und witziger sein?

Es hilft, Comedy-Elemente zu verwenden, die Dosierung ist aber wichtig. Zauberei und Verblüffung sollten im Vordergrund stehen. Aber Comedy ist ein gemeinsamer Nenner, auf den wir drei uns von Anfang an verständigt haben.

Sie holen oft Zuschauer auf die Bühne und lassen direkt vor deren Augen Dinge verschwinden. Wie oft gehen Tricks schief?

Das kommt vor – auch wenn man noch so oft zu Hause geübt hat. Vor Publikum ist das etwas anderes. Manchmal vergisst man ein Detail oder ein Zuschauer reagiert anders als vorgesehen. Manchmal kann man eine Panne kaschieren. Aber wenn ich eine Spielkarte herausfinden will und ein Gast eine andere im Kopf hatte, dann ist einfach nichts mehr zu retten.

Wie nervös sind Sie, wenn Sie mit neuen Tricks auf die Bühne gehen?

Mit neuen Tricks bin ich nervös. Das ist aber eine kontrollierte Nervosität. Das passiert nicht mehr bei Tricks, die man jahrelang macht. Dann habe ich beim Vorführen großen Spaß. Aber es dauert, bis man neue Tricks verinnerlicht hat. Bis Rhythmus oder Technik perfektioniert ist.

Woher nehmen Sie die Ideen für neue Tricks?

Das können alltägliche Begebenheiten sein, zum Beispiel eine Szene während einer ICE-Fahrt. Oft lese ich auch in alten Zauberbüchern und staune darüber, was schon vor 150 Jahren gemacht wurde. Einiges kann man mit moderner Tricktechnik adaptieren. Oder man lässt sich von Kollegen inspirieren. Ich weiß vorher nicht, woher die Ideen kommen, aber ich habe meistens die Antennen ausgefahren und bin auf der Suche.

Lassen Sie sich auch selbst verzaubern?

Das genieße ich sehr, selbst zu staunen und nicht genau zu wissen, was gerade auf einer Zauberbühne passiert ist. Von Zauberkongressen komme ich immer begeistert von den originellen Effekten und magischen Momenten zurück.

Hat jeder das Zeug zum Zauberer?

Im Prinzip ja. So wie jeder ein Instrument erlernen kann. Die Frage ist, bis zu welchem Virtuositätsgrad. Im Gegensatz zum Musiker braucht der Zauberer aber immer ein Publikum. Die Verblüffung findet nur im Hirn und Herzen des Zuschauers statt.

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