Ein Park für die Gemeinde: Maximilian Böltl bei der Eröffnungsfeier der Landesgartenschau in Kirchheim. Als ehemaliger Bürgermeister hatte er sie nach Kirchheim geholt. © Marcus Schlaf
Kirchheim – Seit Mittwoch lädt Kirchheim zur 37. Landesgartenschau. 145 Tage dauert das Spektakel – aber die neue „grüne Oase“ bedeutet für den Ort und seine 14 000 Einwohner viel mehr. Hier wächst zusammen, was zusammengehört. Eine Hauptstraße hat der zehn Hektar große Park ersetzt und die Ortsteile Kirchheim und Heimstetten endlich miteinander verbunden. Maximilian Böltl (CSU) sitzt inzwischen als Abgeordneter im Landtag, war aber von 2014 bis 2023 Bürgermeister der Gemeinde Kirchheim und hat die Bewerbung für die Landesgartenschau initiiert. Im Interview erzählt der 41-Jährige, wie eine Idee Realität geworden ist.
Erinnern Sie sich an den Tag, an dem Kirchheim die Zusage für die Landesgartenschau bekommen hat?
Sie kam im August 2018 per Fax. Der Anruf kam aus dem Rathaus, als ich gerade im Auto saß. Dann bin ich rechts rangefahren und habe sofort Stephan Keck angerufen, der heute Bürgermeister ist. Er ist selbst im Garten- und Landschaftsbau tätig. Der Ortspark war für uns beide ein Herzensprojekt. Das war ein Gänsehaut-Moment.
Wie viel hat die Gemeinde investiert?
23 Millionen Euro und das in den Jahren von Corona, Kriegen und Krisen. Der Freistaat hat den Ortspark aber mit vier Millionen Euro gefördert. Ebenso die EU. Der Bund hat noch mal eine Million Euro gestellt. Das sind neun Millionen Euro an Förderung. Je mehr Besucher jetzt kommen, desto kleiner wird die Summe, die die Gemeinde stemmen muss.
Was bedeutet die Gartenschau für eine Gemeinde?
Es geht ja nicht nur um die Veranstaltung an sich, um Rosen, Tulpen und Nelken. Das wurde mir klar, als ich 2013 auf der Landesgartenschau in Tirschenreuth war. Nicht nur für große Städte wie Würzburg und Bamberg, sondern vor allem für kleinere Gemeinden ist sie eine echte Chance. Das Projekt, mit dem man sich bewirbt, kann die Lebensqualität im Ort maßgeblich steigern und nachhaltig von Nutzen sein. Diesen Vorsatz haben wir immer verfolgt.
Sie haben sich unter dem Motto „Zusammen.Wachsen“ beworben. Wieso?
Wenn ich neu zugezogene Bürger früher gefragt habe, weshalb ihre Wahl auf Kirchheim oder Heimstetten gefallen ist, habe ich meist die gleiche Antwort bekommen: „Weil man schnell am Flughafen, in der Stadt und in den Bergen ist.“ Weil ich hier aufgewachsen bin, hat mich das beschäftigt: Wieso herziehen, um immer wegzufahren? Uns allen hat ein Ort zum Verweilen gefehlt, dank dem wir gerne daheimbleiben. Heimstetten und Kirchheim sind seit der Gebietsreform 1978 vereint. Die beiden Ortschaften sind aber nie zusammengewachsen, nur eine Hauptstraße hat sie verbunden. Die hat der neue Ortspark verschwinden lassen. Er schafft als grüne Oase eine natürliche Verbindung – sie wird sehr viele Generationen überdauern.
Was, glauben Sie, hat die Jury von Ihrer Bewerbung überzeugt?
Die Idee, den Ort zusammenwachsen zu lassen, gab es ja schon lange. Entweder durch ein Ortszentrum oder durch eine grüne Mitte. Um den Raum zu beleben, werden entlang dieser Achse öffentliche Gebäude wie das neue Rathaus und das Gymnasium gebaut. Grundschulen, Kitas, Jugend- und Seniorenzentrum waren schon vorhanden. Jetzt fügt sich der Park in ihre Mitte, es wirkt alles wie aus einem Guss konzipiert. Ich denke, wir haben als Bewerber damals signalisiert, dass wir gut vorbereitet sind. Über ein Ratsbegehren hatten 2017 zudem schon 72 Prozent unserer Bürger für den Wohlfühlort in ihrer Mitte gestimmt. Der Rückhalt im Ort war groß.
Was bleibt und was geht, wenn die Gartenschau am 6. Oktober endet?
Der zehn Hektar große Park mit See bleibt. Die Hauptstraße ist für immer verbaut. Als Zuzugsgemeinde mussten wir in den 1970er- und 1980er-Jahren rasant wachsen. Der Aushub wurde damals zu Geröllbergen aufgeschoben, auch sie sind nun als sanfte Hügel in die Parklandschaft integriert. Genau wie der alte Baumbestand. Nur die Ausstellungsflächen werden nach der Landesgartenschau teils bebaut.
Was ist Ihre Lieblingsstelle im neuen Park?
Am meisten bewegt mich die Ecke zwischen Jugendzentrum, Grund- und Mittelschule und dem Haus für Kinder. Als ich hier früher auf das Gymnasium gegangen bin, lief genau da die besagte Hauptstraße Richtung Heimstetten entlang und die hatte nicht mal einen beidseitigen Gehweg. Jetzt grünt, blüht und summt dort alles.
Apropos Blumen: Haben Sie selbst einen grünen Daumen?
Lavendel ist meine Lieblingspflanze und ich habe es immerhin geschafft, ihn auf unserem Balkon einzupflanzen. Ansonsten bin ich in der Natur lieber Beobachter als Gestalter. Im Ortspark gibt es jetzt eine Strandbar, in der ich fortan bestimmt den ein oder anderen Feierabend verbringen werde. Das ist wie Urlaub, man kann im Liegestuhl sitzen und den Sonnenuntergang genießen.